12.11.2024, 23:58
Vor einigen Wochen bin ich im Internet auf die online verfügbare Publikation "DHS Jahrbuch Sucht 2024" gestoßen. Darin enthalten ist in Kapitel 2.2 (Seite 67 - 86) ein interessanter Bericht mit dem Thema "Glücksspiel - Zahlen und Fakten". Den Ausschnitt aus diesem Buch könnt ihr euch kostenlos hier herunterladen. Wen dieses Thema auch außerhalb des Glücksspiels z. B. in Bezug auf Tabak, Alkohol und Drogen interessiert, kann sich auch das ganze Buch hier herunterladen.
Doch keine Angst! In diesem Beitrag von mir geht es nicht darum, euch vor den Gefahren des Glücksspiels zu warnen (was vermutlich ohnehin vergebliche Liebesmüh wäre). Die aus meiner Sicht wichtigste Tabelle, auf die ich eigentlich in diesem Beitrag genauer eingehen möchte, ist auf Seite 70 dieses Buches zu finden. Dort sieht man eine Auflistung, wie viel Geld die Deutschen im Jahr 2022 für welches Glücksspiel ausgegeben haben. Ich habe die Werte daher mal in Excel übernommen und eine neue Tabelle erstellt, in der ich die einzelnen Glücksspielarten absteigend nach Spieleinsatz sortiert und farblich gruppiert hervorgehoben habe:
Die beiden Einzelposten für das Gewinnsparen und PS-Sparen habe ich dabei in einer Zeile zusammengefasst. Beim Fußballtoto habe ich den angegebenen Gesamtspieleinsatz auf die Auswahl- und Ergebniswette aufgeschlüsselt. Diese Werte findet man in dem Zahlenarchiv von Westlotto - siehe hier, in dem auch die Spieleinsätze für die Auswahl- und Ergebniswette für alle Ziehungen veröffentlicht werden. Mit Hilfe dieses Zahlenarchivs konnte ich auch sämtliche Jahres-Spieleinsätze ermitteln, die ich noch im weiteren Verlauf dieses Beitrags bekanntgeben werde. Außerdem habe ich noch die "Soziallotterie" freiheit+ in die Auflistung hinzugefügt.
Die in dieser Tabelle auf Seite 70 von Prof. Dr. rer. nat. Gerhard Meyer von der Universität Bremen angegebenen Auszahlungsquoten sind übrigens bei 9 Glücksspielen falsch gewesen. Ich habe ihn diesbezüglich bereits per E-Mail (die im Buch auf Seite 269 zu finden ist) kontaktiert und ihm mit Quellenangaben die korrekten Werte mitgeteilt. Er hat mir daraufhin sogar geantwortet, sich für meine korrigierenden Angaben bedankt und mir zugesichert, dass er diese in seinem nächsten Beitrag für das "DHS Jahrbuch Sucht 2025" übernehmen wird. In meiner obenstehenden Tabelle findet ihr daher die korrekten AQs, wie ihr sie auch bereits in vielen meiner veröffentlichten Gewinntabellen in diesem Forum finden könnt. Nur bei den von mir durchnummerierten Rubriken 1, 2, 3, 7, 9 und 19 habe ich die Werte aus seiner Tabelle übernommen und darauf vertraut, dass diese korrekt sind, ohne mir somit die Mühe gemacht zu haben, diese selber im Internet nachzuprüfen. Dies gilt auch für alle seine veröffentlichten Angaben in Bezug auf die Spieleinsätze.
Für die in Wirklichkeit (zumindest den Spielern gegenüber) völlig asoziale Lotterie freiheit+ (mit einer regulären AQ von nur 15,7 %), wurden von Gerhard Meyer keine Angaben bezüglich der Spieleinsätze gemacht. Diese werden aber auch nicht einmal von der LOTTO24 AG für die einzelnen Ziehungen dieser Lotterie bekanntgegeben (im Unterschied zu fast allen anderen Lotterien). Zumindest wird aber von der BildungsChancen gGmbH einmal jährlich ein Jahresbericht erstellt, in dem die Anzahl der abgegebenen Tipps (bzw. der verkauften Lose) veröffentlicht werden. Für das Jahr 2022 findet ihr diesen Bericht hier. Die 9.148.126 Tipps entsprechen somit einem Spieleinsatz von 22.870.315 €, den ich somit gerundet auch in die obenstehende Tabelle übernommen habe (im Jahr 2023 lag der Spieleinsatz übrigens bei 25.662.647,50 €). Da LOTTO24 zumindest die Anzahl der Gewinner in den einzelnen Gewinnklassen bekanntgibt, habe ich für die letzten 13 Ziehungen (vom 19.08.2024 bis 11.11.2024) Ø 25.053 Gewinner mit 3 Richtigen ermitteln können. Bei einer Gewinnchance von effektiv 1 zu 10,46 auf diese Gewinnklasse (inklusive Freispielberücksichtigung) lässt sich daher aktuell ein geschätzter Wert von rund 262.000 Tipps pro Ziehung errechnen, was einem Spieleinsatz von über 650.000 € pro Wochenziehung entspricht. Insofern ist davon auszugehen, dass in diesem Jahr der Gesamtspieleinsatz bereits bei deutlich über 30 Millionen Euro liegen wird. Dieser ist damit zwar im Vergleich zu den Jahresumsätzen der beliebtesten Lotterien LOTTO 6aus49 und EuroJackpot immer noch praktisch kaum der Rede wert, allerdings erschreckenderweise (dank der eher unterdurchschnittlichen Intelligenz der deutschen Glücksspieler, die sich von LOTTO24 durch Lotteriegebühren, die mittlerweile bei keinem anderen Glücksspielanbieter in ganz Deutschland auch nur ansatzweise so hoch ausfallen wie dort, nach Strich und Faden ausbeuten lassen) bereits jetzt schon (nicht einmal 5 Jahre seit Einführung dieser Lotterie) höher als bei der Auswahl- und Ergebniswette von TOTO. Denn der Gesamtspieleinsatz der TOTO-Ergebniswette wird auch in diesem Jahr voraussichtlich bei unter 30 Millionen Euro liegen (bis einschließlich 09.11.2024 sind es nur 25,8 Millionen Euro gewesen).
Die beiden TOTO-Wetten zählen damit aktuell zu den unbeliebtesten Glücksspielen in Deutschland. Zwar lag der Spieleinsatz bei der TOTO-Ergebniswette im Jahr 2022 noch etwas höher als bei Zusatzlotterie "Sieger-Chance". Wenn man aber berücksichtigt, dass diese Zusatzlotterie nur in der Hälfte aller Bundesländer gespielt werden kann, muss man davon ausgehen, dass die Spieleinsätze bei dieser Zusatzlotterie deutlich höher als bei der TOTO-Ergebniswette liegen würden, wenn man sie in ganz Deutschland spielen könnte. In diesem Jahr scheint die TOTO-Auswahlwette, sofern kein kleines Wunder mehr geschieht, sogar das schlechteste Jahresergebnis seit seiner Einführung am 07.10.1962 zu erzielen. Selbst in diesen lediglich ersten 13 Spieltagen, auf die man bis Ende 1962 wetten konnte, lag der Gesamtspieleinsatz bereits bei 24,3 Millionen DM und für das gesamte Jahr 1963 sogar bei über 114 Millionen DM. Der höchste Umsatz bei der TOTO-Auswahlwette wurde übrigens im Jahr 1977 mit einem Gesamtspieleinsatz in Höhe von unglaublichen 225.555.338 DM erzielt (bei der TOTO-Ergebniswette - dem aktuell sogar beliebteren Glücksspiel - lagen im selben Jahr die Spieleinsätze nur bei insgesamt 126.340.364,50 DM). Im Jahr 2024 lag dagegen der Gesamtspieleinsatz bis einschließlich 09.11.2024 nur bei 7,37 Millionen Euro. Aufs ganze Jahr hochgerechnet wäre für dieses Jahr somit mit einem Gesamtspieleinsatz von etwa 8,5 Millionen Euro zu rechnen, der damit voraussichtlich sogar geringer als bei der Zusatzlotterie plus 5 (die man über den Spielschein von KENO spielen kann) ausfallen wird. Das bislang schlechteste Jahresergebnis der TOTO-Auswahlwette wurde im Jahr 2017 mit einem Gesamtspieleinsatz von nur 8.714.181,45 € erreicht, der damit auch in diesem Jahr (sowie in den Jahren 2005, 2006, 2008, 2013, 2015, 2016, 2018 und 2020) geringer als bei der Zusatzlotterie plus 5 gewesen ist.
Über die Gründe für den "TOTO-Absturz" insbesondere bei der Auswahlwette kann man nur spekulieren. Ein Grund dürfte wohl daran liegen, dass das Glücksspielangebot früher deutlich geringer war als heute. Denn zum Hochpunkt im Jahr 1977 gab es natürlich noch keine Online-Casinos, ebenso wenig wie EuroJackpot, KENO und SUPER 6. Der aus meiner Sicht wahrscheinlichere Grund dürfte aber wohl daran liegen, dass man beim TOTO im Unterschied zu Lotterien auch noch denken muss, worauf die meisten Spieler heutzutage dank Google und KI keine Lust mehr haben (und scheinbar viele auch schon größtenteils verlernt haben). Bei der Auswahlwette genügt es nämlich nicht einfach nur 6 Zahlen auf dem Spielschein anzukreuzen, sondern man muss zusätzlich auch noch abschätzen können, welche 6 Spielpaarungen (aus unglaublichen 45 Fußballspielen - sogar von ausländischen Mannschaften) etwa gleich stark sind und somit die besten Chancen haben ein Unentschieden zu erzielen. Wer nicht gerade ein absoluter Fußballfan und -experte ist, für den scheidet dieses Glücksspiel somit ohnehin schon mal von vornherein aus (sofern er nicht deutlich schlechtere Gewinnchancen in Kauf nehmen möchte, als jemand der sich mit den Fußballmannschaften auskennt). Aber auch wer das von sich behaupten kann, muss sich trotzdem erst mal eine Weile hinsetzen und sich Gedanken darübermachen, welchen Spielpaarungen er am ehesten ein möglichst torreiches Unentschieden zutraut. Das mag früher vielleicht so manch einem Fußballfan noch Spaß gemacht haben (ähnlich wie viele ältere Menschen auch heute noch gerne in ihrer Freizeit oder als Rentner Kreuzworträtsel oder andere Denksportaufgaben lösen), doch heutzutage im digitalen Zeitalter mit Handy und Internet und den damit verbundenen zahlreichen Unterhaltungsangeboten und Ablenkungen (z. B. durch Online-Spiele, YouTube und TicToc) ist dies den meisten Spielern (insbesondere den jüngeren) nicht mehr zumutbar - selbst wenn ihnen durch die "Tendenzen" fast schon vorgegeben wird, wo sie ihre Kreuzchen zu setzen haben.
Beim TOTO lassen sich zudem noch nicht einmal aussagekräftige Gewinntabellen erstellen, da es keine einheitlichen Gewinnchancen wie bei den Lotterien gibt, sondern diese bei jedem Tipp andere sind (abhängig davon, welche sechs Zahlen man ausgewählt hat). Man findet zwar im Internet Gewinntabellen, in denen auch Gewinnchancen angegeben sind. Diese kann man jedoch getrost vergessen, weil es sich dabei nur um theoretische Werte handelt, die somit nur dann zutreffen würden, wenn jede Mannschaft exakt gleich stark wäre, was in der Praxis völlig ausgeschlossen ist.
Im Gegensatz dazu sind klassische Sportwetten mit Festquoten, bei denen man in der Regel nur auf den Ausgang von einem Sportereignis wettet, wesentlich unkomplizierter und schneller abzugeben, ohne sich dabei viele Gedanken machen zu müssen. Außerdem haben die meisten Sportbegeisterten auch einen Lieblingssportler bzw. (insbesondere beim Fußball) Lieblingsverein, auf den man natürlich besonders gerne Wetten auf den Sieg abschließen möchte. Und natürlich darf man auch nicht vergessen, dass die AQs hier mit mindestens 85 % deutlich höher als bei der TOTO-Ergebniswette (60 %) und TOTO-Auswahlwette (50 %) sind. Aus diesen Gründen sind diese Art von Sportwetten (mit einem Spieleinsatz von fast 9 Milliarden Euro im Jahr 2022) wohl auch deutlich beliebter als die beiden TOTO-Wetten, die sich ja zudem auch nur auf den Fußballsport beschränken.
Doch trotz der hohen Spieleinsätze bei den klassischen Sportwetten, sind diese interessanterweise dennoch bei weitem nicht so beliebt wie der deutsche Lotterieklassiker LOTTO 6aus49. Dies gilt sogar für die Geldspielautomaten, obwohl die Spieleinsätze dort mit fast 21 Milliarden Euro im Jahr 2022 so hoch ausfielen, wie bei keiner anderen Glücksspielart. Denn in der Tabelle auf Seite 76 im "DHS Jahrbuch Sucht 2024" wird aufgezeigt, dass bei einer im Jahr 2023 durchgeführten Umfrage in der deutschen Bevölkerung, welche Glücksspiele sie in den letzten 12 Monaten gespielt haben, immerhin 19,8 % und damit die meisten aller Befragten angaben, wenigstens einmal am LOTTO 6aus49 teilgenommen zu haben. Bei den Sportwetten mit Festquoten waren es dagegen nur 2,5 % (bei Live-Wetten auf Sportereignisse sogar nur 1,1 %) und an Geldspielautomaten spielten nur 1,9 % der Befragten.
Wenn somit tatsächlich nur ein Zehntel so viele Spieler an Spielautomaten wie am LOTTO 6aus49 teilnehmen und trotzdem die Spieleinsätze an Spielautomaten mehr als 5,4 Mal so hoch wie bei LOTTO 6aus49 sind, dann bedeutet dies somit, dass Spieler, die an einem Spielautomaten spielen auf Jahressicht im Durchschnitt mehr als 54 Mal so viel Geld in diese Automaten stecken, wie ein durchschnittlicher Lottospieler für LOTTO 6aus49 ausgibt (bei den Sportwetten wären es immerhin noch etwa 18,5 Mal so viel Geld, wenn man davon ausgeht, dass acht Mal so viele Spieler am LOTTO 6aus49 wie an den Sportwetten teilnehmen). Vor diesem Hintergrund kann man somit auch nachvollziehen, dass Automatenspiele (insbesondere virtuelle) ein deutlich höheres Suchtpotential haben, als nur ein oder zwei Mal in der Woche stattfindende Lotterieziehungen, wie man auch schön in der Grafik auf Seite 80 in diesem Jahrbuch ablesen kann.
Spieleinsatz ist jedoch nicht identisch mit Geldverlust. Berücksichtig man daher die deutlich höhere AQ bei den Geldspielautomaten im Vergleich zu den Lotterien, kann ein Automatenspieler somit deutlich mehr Geld einsetzen als ein Lotteriespieler, bis er es tatsächlich verspielt hat. Ein Spieler, der z. B. für 100 € am LOTTO 6aus49 mit einer Ø AQ von nur 50 % teilnimmt und seine theoretischen Gewinne 10 Mal hintereinander reinvestiert, hat am Ende noch ungefähr [50 % ^ 10 * 100 € =] 10 Cent übrig. Wer das gleiche jedoch bei Geldspielautomaten mit einer Ø AQ von 95 % wiederholt, hat nach 10 Durchgängen noch etwa [95 % ^ 10 * 100 € =] 60 € übrig. Insgesamt kann ein Spieler der sich mit einem Einsatz von 100 € an LOTTO 6aus49 beteiligt, Spieleinsätze in Höhe von Ø [100 € / 50 % =] insgesamt 200 € erbringen, bevor er theoretisch sein ganzes Geld verspielt hat. Ein Spieler, der dagegen den gleichen Geldbetrag in ein Geldspielautomat mit einer Ø AQ von 95 % steckt, kann einen Spieleinsatz von Ø [100 € / 5 % =] insgesamt 2.000 € leisten, bis er sein Geld verloren hat.
Allerdings bieten nur virtuelle Automatenspiele (Online-Slots) Ø AQs von ca. 95 %, die jedoch derzeit scheinbar nur von einem Bruchteil der Automatenspieler genutzt werden - zumindest gemäß den Angaben von Gerhard Meyer. Hier muss man aber auch berücksichtigen, dass sich der Wert von 730 Millionen Euro im Jahr 2022 (inklusive Online-Poker) natürlich nur auf den "legalen" Markt beziehen kann (denn von den "illegalen" Anbietern wie z. B. Lottohelden oder Lottoland liegen natürlich keine Daten zu den Spieleinsätzen vor). Doch erlaubt sind diese Spiele in Deutschland offiziell erst seit Inkrafttreten des neuen GlüStV am 01.07.2021 - und natürlich nur wenn der Anbieter dafür auch eine deutsche Glücksspiellizenz erworben hat (das heißt also auf gut Deutsch gesagt, erst nachdem in erster Linie auch dem deutschen Staat die Möglichkeit eingeräumt wurde, sich ordentlich an den Verlusten der Spieler zu bereichern - weitere ausführlichere Informationen dazu findet ihr in meinem Beitrag hier). Es ist somit davon auszugehen, dass die Dunkelziffer wesentlich höher liegt, vor allem auch aufgrund der deutlichen höheren AQs im Vergleich zu den stationären Automatenspielen in Spielhallen und Gaststätten (bei denen die untere Grenze mit 77,1 % angegeben wird).
Wenn wir somit von einer mittleren Ø AQ von 80 % bei den Geldspielautomaten mit einem Jahresumsatz von fast 21 Milliarden Euro im Jahr 2022 ausgehen, durch die man somit mit einem Spielkapital von 100 € insgesamt Spieleinsätze in Höhe von Ø [100 € / 20 % =] 500 € erreichen kann, bis das Spielgeld vollständig verbraucht ist, dann bedeutet dies somit, dass ein Automatenspieler im Jahr 2022 durchschnittlich fast 22 Mal so viel Geld für Automatenspiele verzockt hat, wie ein Lotteriespieler im Durchschnitt für seine Spielteilnahmen im Jahr 2022 für LOTTO 6aus49 an Geld verloren hat (sofern sich gemäß der Bevölkerungsumfrage tatsächlich 10 Mal so viele Spieler an LOTTO 6aus49 beteiligen, wie an Geldspielautomaten).
Doch keine Angst! In diesem Beitrag von mir geht es nicht darum, euch vor den Gefahren des Glücksspiels zu warnen (was vermutlich ohnehin vergebliche Liebesmüh wäre). Die aus meiner Sicht wichtigste Tabelle, auf die ich eigentlich in diesem Beitrag genauer eingehen möchte, ist auf Seite 70 dieses Buches zu finden. Dort sieht man eine Auflistung, wie viel Geld die Deutschen im Jahr 2022 für welches Glücksspiel ausgegeben haben. Ich habe die Werte daher mal in Excel übernommen und eine neue Tabelle erstellt, in der ich die einzelnen Glücksspielarten absteigend nach Spieleinsatz sortiert und farblich gruppiert hervorgehoben habe:
Die beiden Einzelposten für das Gewinnsparen und PS-Sparen habe ich dabei in einer Zeile zusammengefasst. Beim Fußballtoto habe ich den angegebenen Gesamtspieleinsatz auf die Auswahl- und Ergebniswette aufgeschlüsselt. Diese Werte findet man in dem Zahlenarchiv von Westlotto - siehe hier, in dem auch die Spieleinsätze für die Auswahl- und Ergebniswette für alle Ziehungen veröffentlicht werden. Mit Hilfe dieses Zahlenarchivs konnte ich auch sämtliche Jahres-Spieleinsätze ermitteln, die ich noch im weiteren Verlauf dieses Beitrags bekanntgeben werde. Außerdem habe ich noch die "Soziallotterie" freiheit+ in die Auflistung hinzugefügt.
Die in dieser Tabelle auf Seite 70 von Prof. Dr. rer. nat. Gerhard Meyer von der Universität Bremen angegebenen Auszahlungsquoten sind übrigens bei 9 Glücksspielen falsch gewesen. Ich habe ihn diesbezüglich bereits per E-Mail (die im Buch auf Seite 269 zu finden ist) kontaktiert und ihm mit Quellenangaben die korrekten Werte mitgeteilt. Er hat mir daraufhin sogar geantwortet, sich für meine korrigierenden Angaben bedankt und mir zugesichert, dass er diese in seinem nächsten Beitrag für das "DHS Jahrbuch Sucht 2025" übernehmen wird. In meiner obenstehenden Tabelle findet ihr daher die korrekten AQs, wie ihr sie auch bereits in vielen meiner veröffentlichten Gewinntabellen in diesem Forum finden könnt. Nur bei den von mir durchnummerierten Rubriken 1, 2, 3, 7, 9 und 19 habe ich die Werte aus seiner Tabelle übernommen und darauf vertraut, dass diese korrekt sind, ohne mir somit die Mühe gemacht zu haben, diese selber im Internet nachzuprüfen. Dies gilt auch für alle seine veröffentlichten Angaben in Bezug auf die Spieleinsätze.
Für die in Wirklichkeit (zumindest den Spielern gegenüber) völlig asoziale Lotterie freiheit+ (mit einer regulären AQ von nur 15,7 %), wurden von Gerhard Meyer keine Angaben bezüglich der Spieleinsätze gemacht. Diese werden aber auch nicht einmal von der LOTTO24 AG für die einzelnen Ziehungen dieser Lotterie bekanntgegeben (im Unterschied zu fast allen anderen Lotterien). Zumindest wird aber von der BildungsChancen gGmbH einmal jährlich ein Jahresbericht erstellt, in dem die Anzahl der abgegebenen Tipps (bzw. der verkauften Lose) veröffentlicht werden. Für das Jahr 2022 findet ihr diesen Bericht hier. Die 9.148.126 Tipps entsprechen somit einem Spieleinsatz von 22.870.315 €, den ich somit gerundet auch in die obenstehende Tabelle übernommen habe (im Jahr 2023 lag der Spieleinsatz übrigens bei 25.662.647,50 €). Da LOTTO24 zumindest die Anzahl der Gewinner in den einzelnen Gewinnklassen bekanntgibt, habe ich für die letzten 13 Ziehungen (vom 19.08.2024 bis 11.11.2024) Ø 25.053 Gewinner mit 3 Richtigen ermitteln können. Bei einer Gewinnchance von effektiv 1 zu 10,46 auf diese Gewinnklasse (inklusive Freispielberücksichtigung) lässt sich daher aktuell ein geschätzter Wert von rund 262.000 Tipps pro Ziehung errechnen, was einem Spieleinsatz von über 650.000 € pro Wochenziehung entspricht. Insofern ist davon auszugehen, dass in diesem Jahr der Gesamtspieleinsatz bereits bei deutlich über 30 Millionen Euro liegen wird. Dieser ist damit zwar im Vergleich zu den Jahresumsätzen der beliebtesten Lotterien LOTTO 6aus49 und EuroJackpot immer noch praktisch kaum der Rede wert, allerdings erschreckenderweise (dank der eher unterdurchschnittlichen Intelligenz der deutschen Glücksspieler, die sich von LOTTO24 durch Lotteriegebühren, die mittlerweile bei keinem anderen Glücksspielanbieter in ganz Deutschland auch nur ansatzweise so hoch ausfallen wie dort, nach Strich und Faden ausbeuten lassen) bereits jetzt schon (nicht einmal 5 Jahre seit Einführung dieser Lotterie) höher als bei der Auswahl- und Ergebniswette von TOTO. Denn der Gesamtspieleinsatz der TOTO-Ergebniswette wird auch in diesem Jahr voraussichtlich bei unter 30 Millionen Euro liegen (bis einschließlich 09.11.2024 sind es nur 25,8 Millionen Euro gewesen).
Die beiden TOTO-Wetten zählen damit aktuell zu den unbeliebtesten Glücksspielen in Deutschland. Zwar lag der Spieleinsatz bei der TOTO-Ergebniswette im Jahr 2022 noch etwas höher als bei Zusatzlotterie "Sieger-Chance". Wenn man aber berücksichtigt, dass diese Zusatzlotterie nur in der Hälfte aller Bundesländer gespielt werden kann, muss man davon ausgehen, dass die Spieleinsätze bei dieser Zusatzlotterie deutlich höher als bei der TOTO-Ergebniswette liegen würden, wenn man sie in ganz Deutschland spielen könnte. In diesem Jahr scheint die TOTO-Auswahlwette, sofern kein kleines Wunder mehr geschieht, sogar das schlechteste Jahresergebnis seit seiner Einführung am 07.10.1962 zu erzielen. Selbst in diesen lediglich ersten 13 Spieltagen, auf die man bis Ende 1962 wetten konnte, lag der Gesamtspieleinsatz bereits bei 24,3 Millionen DM und für das gesamte Jahr 1963 sogar bei über 114 Millionen DM. Der höchste Umsatz bei der TOTO-Auswahlwette wurde übrigens im Jahr 1977 mit einem Gesamtspieleinsatz in Höhe von unglaublichen 225.555.338 DM erzielt (bei der TOTO-Ergebniswette - dem aktuell sogar beliebteren Glücksspiel - lagen im selben Jahr die Spieleinsätze nur bei insgesamt 126.340.364,50 DM). Im Jahr 2024 lag dagegen der Gesamtspieleinsatz bis einschließlich 09.11.2024 nur bei 7,37 Millionen Euro. Aufs ganze Jahr hochgerechnet wäre für dieses Jahr somit mit einem Gesamtspieleinsatz von etwa 8,5 Millionen Euro zu rechnen, der damit voraussichtlich sogar geringer als bei der Zusatzlotterie plus 5 (die man über den Spielschein von KENO spielen kann) ausfallen wird. Das bislang schlechteste Jahresergebnis der TOTO-Auswahlwette wurde im Jahr 2017 mit einem Gesamtspieleinsatz von nur 8.714.181,45 € erreicht, der damit auch in diesem Jahr (sowie in den Jahren 2005, 2006, 2008, 2013, 2015, 2016, 2018 und 2020) geringer als bei der Zusatzlotterie plus 5 gewesen ist.
Über die Gründe für den "TOTO-Absturz" insbesondere bei der Auswahlwette kann man nur spekulieren. Ein Grund dürfte wohl daran liegen, dass das Glücksspielangebot früher deutlich geringer war als heute. Denn zum Hochpunkt im Jahr 1977 gab es natürlich noch keine Online-Casinos, ebenso wenig wie EuroJackpot, KENO und SUPER 6. Der aus meiner Sicht wahrscheinlichere Grund dürfte aber wohl daran liegen, dass man beim TOTO im Unterschied zu Lotterien auch noch denken muss, worauf die meisten Spieler heutzutage dank Google und KI keine Lust mehr haben (und scheinbar viele auch schon größtenteils verlernt haben). Bei der Auswahlwette genügt es nämlich nicht einfach nur 6 Zahlen auf dem Spielschein anzukreuzen, sondern man muss zusätzlich auch noch abschätzen können, welche 6 Spielpaarungen (aus unglaublichen 45 Fußballspielen - sogar von ausländischen Mannschaften) etwa gleich stark sind und somit die besten Chancen haben ein Unentschieden zu erzielen. Wer nicht gerade ein absoluter Fußballfan und -experte ist, für den scheidet dieses Glücksspiel somit ohnehin schon mal von vornherein aus (sofern er nicht deutlich schlechtere Gewinnchancen in Kauf nehmen möchte, als jemand der sich mit den Fußballmannschaften auskennt). Aber auch wer das von sich behaupten kann, muss sich trotzdem erst mal eine Weile hinsetzen und sich Gedanken darübermachen, welchen Spielpaarungen er am ehesten ein möglichst torreiches Unentschieden zutraut. Das mag früher vielleicht so manch einem Fußballfan noch Spaß gemacht haben (ähnlich wie viele ältere Menschen auch heute noch gerne in ihrer Freizeit oder als Rentner Kreuzworträtsel oder andere Denksportaufgaben lösen), doch heutzutage im digitalen Zeitalter mit Handy und Internet und den damit verbundenen zahlreichen Unterhaltungsangeboten und Ablenkungen (z. B. durch Online-Spiele, YouTube und TicToc) ist dies den meisten Spielern (insbesondere den jüngeren) nicht mehr zumutbar - selbst wenn ihnen durch die "Tendenzen" fast schon vorgegeben wird, wo sie ihre Kreuzchen zu setzen haben.
Beim TOTO lassen sich zudem noch nicht einmal aussagekräftige Gewinntabellen erstellen, da es keine einheitlichen Gewinnchancen wie bei den Lotterien gibt, sondern diese bei jedem Tipp andere sind (abhängig davon, welche sechs Zahlen man ausgewählt hat). Man findet zwar im Internet Gewinntabellen, in denen auch Gewinnchancen angegeben sind. Diese kann man jedoch getrost vergessen, weil es sich dabei nur um theoretische Werte handelt, die somit nur dann zutreffen würden, wenn jede Mannschaft exakt gleich stark wäre, was in der Praxis völlig ausgeschlossen ist.
Im Gegensatz dazu sind klassische Sportwetten mit Festquoten, bei denen man in der Regel nur auf den Ausgang von einem Sportereignis wettet, wesentlich unkomplizierter und schneller abzugeben, ohne sich dabei viele Gedanken machen zu müssen. Außerdem haben die meisten Sportbegeisterten auch einen Lieblingssportler bzw. (insbesondere beim Fußball) Lieblingsverein, auf den man natürlich besonders gerne Wetten auf den Sieg abschließen möchte. Und natürlich darf man auch nicht vergessen, dass die AQs hier mit mindestens 85 % deutlich höher als bei der TOTO-Ergebniswette (60 %) und TOTO-Auswahlwette (50 %) sind. Aus diesen Gründen sind diese Art von Sportwetten (mit einem Spieleinsatz von fast 9 Milliarden Euro im Jahr 2022) wohl auch deutlich beliebter als die beiden TOTO-Wetten, die sich ja zudem auch nur auf den Fußballsport beschränken.
Doch trotz der hohen Spieleinsätze bei den klassischen Sportwetten, sind diese interessanterweise dennoch bei weitem nicht so beliebt wie der deutsche Lotterieklassiker LOTTO 6aus49. Dies gilt sogar für die Geldspielautomaten, obwohl die Spieleinsätze dort mit fast 21 Milliarden Euro im Jahr 2022 so hoch ausfielen, wie bei keiner anderen Glücksspielart. Denn in der Tabelle auf Seite 76 im "DHS Jahrbuch Sucht 2024" wird aufgezeigt, dass bei einer im Jahr 2023 durchgeführten Umfrage in der deutschen Bevölkerung, welche Glücksspiele sie in den letzten 12 Monaten gespielt haben, immerhin 19,8 % und damit die meisten aller Befragten angaben, wenigstens einmal am LOTTO 6aus49 teilgenommen zu haben. Bei den Sportwetten mit Festquoten waren es dagegen nur 2,5 % (bei Live-Wetten auf Sportereignisse sogar nur 1,1 %) und an Geldspielautomaten spielten nur 1,9 % der Befragten.
Wenn somit tatsächlich nur ein Zehntel so viele Spieler an Spielautomaten wie am LOTTO 6aus49 teilnehmen und trotzdem die Spieleinsätze an Spielautomaten mehr als 5,4 Mal so hoch wie bei LOTTO 6aus49 sind, dann bedeutet dies somit, dass Spieler, die an einem Spielautomaten spielen auf Jahressicht im Durchschnitt mehr als 54 Mal so viel Geld in diese Automaten stecken, wie ein durchschnittlicher Lottospieler für LOTTO 6aus49 ausgibt (bei den Sportwetten wären es immerhin noch etwa 18,5 Mal so viel Geld, wenn man davon ausgeht, dass acht Mal so viele Spieler am LOTTO 6aus49 wie an den Sportwetten teilnehmen). Vor diesem Hintergrund kann man somit auch nachvollziehen, dass Automatenspiele (insbesondere virtuelle) ein deutlich höheres Suchtpotential haben, als nur ein oder zwei Mal in der Woche stattfindende Lotterieziehungen, wie man auch schön in der Grafik auf Seite 80 in diesem Jahrbuch ablesen kann.
Spieleinsatz ist jedoch nicht identisch mit Geldverlust. Berücksichtig man daher die deutlich höhere AQ bei den Geldspielautomaten im Vergleich zu den Lotterien, kann ein Automatenspieler somit deutlich mehr Geld einsetzen als ein Lotteriespieler, bis er es tatsächlich verspielt hat. Ein Spieler, der z. B. für 100 € am LOTTO 6aus49 mit einer Ø AQ von nur 50 % teilnimmt und seine theoretischen Gewinne 10 Mal hintereinander reinvestiert, hat am Ende noch ungefähr [50 % ^ 10 * 100 € =] 10 Cent übrig. Wer das gleiche jedoch bei Geldspielautomaten mit einer Ø AQ von 95 % wiederholt, hat nach 10 Durchgängen noch etwa [95 % ^ 10 * 100 € =] 60 € übrig. Insgesamt kann ein Spieler der sich mit einem Einsatz von 100 € an LOTTO 6aus49 beteiligt, Spieleinsätze in Höhe von Ø [100 € / 50 % =] insgesamt 200 € erbringen, bevor er theoretisch sein ganzes Geld verspielt hat. Ein Spieler, der dagegen den gleichen Geldbetrag in ein Geldspielautomat mit einer Ø AQ von 95 % steckt, kann einen Spieleinsatz von Ø [100 € / 5 % =] insgesamt 2.000 € leisten, bis er sein Geld verloren hat.
Allerdings bieten nur virtuelle Automatenspiele (Online-Slots) Ø AQs von ca. 95 %, die jedoch derzeit scheinbar nur von einem Bruchteil der Automatenspieler genutzt werden - zumindest gemäß den Angaben von Gerhard Meyer. Hier muss man aber auch berücksichtigen, dass sich der Wert von 730 Millionen Euro im Jahr 2022 (inklusive Online-Poker) natürlich nur auf den "legalen" Markt beziehen kann (denn von den "illegalen" Anbietern wie z. B. Lottohelden oder Lottoland liegen natürlich keine Daten zu den Spieleinsätzen vor). Doch erlaubt sind diese Spiele in Deutschland offiziell erst seit Inkrafttreten des neuen GlüStV am 01.07.2021 - und natürlich nur wenn der Anbieter dafür auch eine deutsche Glücksspiellizenz erworben hat (das heißt also auf gut Deutsch gesagt, erst nachdem in erster Linie auch dem deutschen Staat die Möglichkeit eingeräumt wurde, sich ordentlich an den Verlusten der Spieler zu bereichern - weitere ausführlichere Informationen dazu findet ihr in meinem Beitrag hier). Es ist somit davon auszugehen, dass die Dunkelziffer wesentlich höher liegt, vor allem auch aufgrund der deutlichen höheren AQs im Vergleich zu den stationären Automatenspielen in Spielhallen und Gaststätten (bei denen die untere Grenze mit 77,1 % angegeben wird).
Wenn wir somit von einer mittleren Ø AQ von 80 % bei den Geldspielautomaten mit einem Jahresumsatz von fast 21 Milliarden Euro im Jahr 2022 ausgehen, durch die man somit mit einem Spielkapital von 100 € insgesamt Spieleinsätze in Höhe von Ø [100 € / 20 % =] 500 € erreichen kann, bis das Spielgeld vollständig verbraucht ist, dann bedeutet dies somit, dass ein Automatenspieler im Jahr 2022 durchschnittlich fast 22 Mal so viel Geld für Automatenspiele verzockt hat, wie ein Lotteriespieler im Durchschnitt für seine Spielteilnahmen im Jahr 2022 für LOTTO 6aus49 an Geld verloren hat (sofern sich gemäß der Bevölkerungsumfrage tatsächlich 10 Mal so viele Spieler an LOTTO 6aus49 beteiligen, wie an Geldspielautomaten).