07.11.2020, 23:20
Da es leider immer noch viele Spieler gibt, die sich einbilden, dass man durch irgendwelche bestimmten Lotteriesysteme langfristig mehr Gewinne erzielen könnte, als wenn man einfach nur mit Zufallstipps spielen würde, möchte ich daher in diesem Beitrag aufzeigen, dass es sich hierbei um einen weit verbreiteten Irrglauben handelt. Leider nutzen diesen Mythos viele Anbieter von Tippgemeinschaften (z. B. Deutscher LottoClub - mehr dazu findet ihr auch in meinem Beitrag hier) und Autoren von Systembroschüren meist auch noch schamlos aus, indem sie durch die Bewerbung ihrer "Angebote" bzw. Produkte ganz bewusst nur Halbwahrheiten oder sogar Falschinformationen verbreiten, um möglichst viele Spieler in ihre überteuerten Tippgemeinschaften zu locken (bei denen man in Wirklichkeit noch mehr Geld verliert, als wenn man seine Tipps regulär abgibt, da ja auch die Anbieter der Tippgemeinschaften sich noch möglichst viel Geld vom Spieler abgreifen wollen) bzw. zum Kauf ihrer im Grunde völlig wertlosen Systembroschüren zu verleiten (bei denen es sich nur um eine nette Spielerei mit Zahlen und Wahrscheinlichkeiten handelt, die sich jedoch unterm Strich nicht auszahlen wird).
Denn Systeme werden häufig damit beworben, dass man mit diesen nicht nur bessere Chancen hat eine bestimmte Gewinnklasse zu erreichen, sondern dass man im Gewinnfall sogar Mehrfachgewinne erzielt. Davon sollte man sich jedoch auf keinen Fall täuschen lassen, da die Mehrfachgewinne vollständig durch die geringere Gewinnwahrscheinlichkeit diese zu erreichen wieder ausgeglichen werden. Fakt ist daher, dass man bei Lotterie-Systemen auch keine höhere Ø Ausschüttungsquote (AQ) bzw. einen höheren Ø Rücklauf erreicht (ganz egal welches System man benutzt, ob Vollsystem oder Teilsystem bzw. verkürztes System) und man daher auf lange Sicht mit Systemen genauso viel Geld verliert, wie wenn man einfach nur zufällige Quicktipps bei einer bestimmten Lotterie abgeben würde.
Wer z. B. in Österreich über den Systemschein von EuroMillions 6 Zahlen ankreuzt (was sechs Standardtipps entspricht), gewinnt bei 2 Richtigen insgesamt vier Mal. Dafür erhöht sich jedoch die Wahrscheinlichkeit "2 Richtige" zu erzielen nur auf 1 zu 15,6 (anstelle von 1 zu 21,9 bei einem Einzeltipp). Würde man dagegen sechs zufällige Tipps abgeben, bei denen es keine Mehrfachgewinne gibt, würde man bereits in nur einem von Ø 3,65 Fällen "2 Richtige" erzielen. Bei Systemen gewinnt man somit zwar im Falle eines Gewinns meistens gleich mehrmals, aber dafür ist die Gewinnwahrscheinlichkeit auf einen Treffer auch deutlich geringer. In den unteren Gewinnklassen ist dabei das Verhältnis zwischen Wahrscheinlichkeit und Gewinn bei Systemen sogar meist schlechter, was sich durch bessere Relationen erst in den höheren Gewinnklassen wieder ausgleicht. Die Ø AQs in den einzelnen Gewinnklassen variieren daher zwar je nach gewähltem System, an der Ø Gesamt-AQ ändert sich dadurch jedoch definitiv nichts.
Wer somit als Verkäufer irgendetwas anderes behauptet, ist einfach nur ein Lügner, der die Spieler ausnutzen möchte, indem er ihnen falsche Versprechungen und Hoffnungen macht, um sich an ihnen zu bereichern. Denn den Spielern selbst kann man bei diesem Thema vielleicht noch Unwissenheit oder Leichtgläubigkeit unterstellen, jedoch nicht den selbst ernannten "Systemexperten", die sich als Systemspielanbieter oder Verkäufer von Systembroschüren ausgiebig mit diesem Thema beschäftigt haben und daher eigentlich wissen sollten wie der Hase läuft. Zwar braucht man sich heutzutage kaum noch darüber zu wundern, weil auch in fast allen Werbespots, die man im Fernsehen oder auf YouTube sieht, das meiste davon gelogen ist und viele Produkte um einiges besser angepriesen werden, als sie dann in Wirklichkeit sind, aber irgendwann ist dann auch bei mir mal der Punkt erreicht, wo ich mich dann wirklich noch fragen muss, ob in dieser profitgierigen und egoistischen Welt überhaupt noch etwas Moral und Anstand übrig geblieben sind. Wenn ich dann Sätze in diesem Forum hier lese wie: "Fazit: wenn Ihr beim Lottospielen wirklich den Hauptgewinn möchtet, dann bleibt Euch nicht anders als meine beiden Broschüren zu erwerben!", dann ist jedenfalls auch bei mir die Schmerzgrenze eindeutig überschritten.
Denn die Wahrheit ist, dass sich gerade an den Chancen auf den Hauptgewinn durch irgendein System schon mal rein gar nichts ändert. Ob man daher z. B. beim LOTTO 6aus49 sieben einzelne Tipps oder ein Vollsystem mit sieben Zahlen abgibt, die Gewinnchance auf den Hauptgewinn ist in beiden Fällen exakt die gleiche. Zur Veranschaulichung habe ich daher nachfolgend mal drei verschiedene Gewinntabellen beim LOTTO 6aus49 erstellt (links für einen Einzeltipp, in der Mitte für sieben Zufallstipps und rechts für das Vollsystem 007):
Wie man erkennen kann, ist die Gewinnwahrscheinlichkeit in den ersten beiden Gewinnklassen in der mittleren Tabelle (sieben Zufallstipps) und rechten Tabelle (Vollsystem 007) identisch und verschlechtert sich dann im Vergleich zur selben Gewinnklasse bei diesem Vollsystem zunehmend, je geringer die Anzahl der richtig getippten Zahlen wird, während sich jedoch gleichzeitig der Gewinn in der entsprechenden Gewinnklasse aufgrund von Mehrfachgewinnen erhöht. Im Vergleich zu sieben Zufallstipps gewinnt man daher z. B. bei "5 Richtigen" beim Vollsystem 007 bereits mehr als das Doppelte bei ebenfalls mehr als doppelt so schlechter Gewinnchance, während man dagegen bei "2 Richtigen mit Superzahl" sogar das Fünffache gewinnt, die Gewinnchance darauf aber rund fünfeinhalb Mal so schlecht ist (bzw. nur 27 % besser, als bei einem Einzeltipp).
Es es zwar richtig, dass wenn man beispielsweise ein Teilsystem mit sieben Tippreihen spielt, man dann natürlich auch bessere Gewinnchancen als bei einem Einzeltipp hat (und sogar auch bessere, als bei einem Vollsystem mit gleicher Tippanzahl), was die Anbieter von System-Tippgemeinschaften oder Autoren von Systembroschüren aber gerne verschweigen, ist die Tatsache, dass die Gewinnchance deutlich höher wäre, wenn man sieben zufällige Tipps ohne System spielen würde. Dies kann man auch sehr schön an der Gesamtgewinnchance in den drei Gewinntabellen sehen. Während bei einem Einzeltipp die Gewinnchance bei 1 zu 31,4 liegt, erhöht sich diese beim Vollsystem 007 nur um etwa 50 % auf 1 zu 20,9. Bei sieben zufälligen Tipps gewinnt man dagegen bereits in rund einem von 4,5 Fällen. Bei einem Teilsystem mit sieben Tipps würde die Gesamtgewinnchance somit irgendwo zwischen den sieben zufälligen Tipps und dem Vollsystem 007 liegen.
Da bei einem Vollsystem somit keine Änderungen an der Ø AQ erkennbar sind, müsste nun eigentlich jedem Spieler klar sein, dass sich natürlich auch bei einem Teilsystem bzw. verkürztem System an der Ø AQ von 50 % beim LOTTO 6aus49 nichts ändern kann, da es sich hierbei lediglich um ein abgespecktes Vollsystem handelt. Bei einem Teilsystem ist somit im Vergleich zum Vollsystem bei gleicher Tippanzahl die Gewinnchance in den meisten Gewinnklassen zwar wieder etwas besser, dafür nimmt aber im Gegenzug auch die Anzahl der möglichen Mehrfachgewinne wieder ab, was sich somit unterm Strich wieder 1 zu 1 ausgleicht.
Ich möchte hier niemanden kritisieren, der für seine Tipps bei irgendeiner Lotterie ein System verwendet. Systeme haben durchaus ihre Berechtigung und können etwas Abwechslung und mehr Spannung bieten, als wenn man immer nur zufällige Tipps abgibt. Beim Roulette wäre es ja auch langweilig, wenn man immer nur auf rot oder schwarz setzen könnte. Stattdessen kann man auch auf eine einzelne Zahl setzen, bei der die Gewinnchance dann zwar nur bei 1 zu 37 (statt 1 zu 2,06) liegt, man dafür aber im Gewinnfall auch den 36-fachen Spieleinsatz (statt nur den doppelten) wieder zurückgewinnt. Ein Spieler, der dabei jedoch immer nur auf eine bestimmte Zahl setzt, muss damit rechnen, dass es deutlich länger dauert und er einen deutlich höheren Gesamteinsatz leisten muss, bis er dann tatsächlich mal das Glück haben sollte etwas zu gewinnen, während dagegen ein Spieler, der immer nur auf eine bestimmte Farbe setzt, im Durchschnitt ungefähr nach jedem zweiten Spiel und somit deutlich häufiger etwas gewinnt. Langfristig gesehen verlieren jedoch beide Spieler beim Roulette meistens genau so viel Geld und es macht letztlich keinen Unterschied, ob jemand immer nur auf eine Farbe oder auf eine Zahl setzt. Und so ähnlich ist es eben auch bei den Lotterie-Systemen. Während die Spieler die ihre Tipps zufällig abgeben häufig kleinere Beträge gewinnen, gewinnen die Spieler die mit Systemen spielen seltener, aber dafür aufgrund von Mehrfachgewinnen größere Beträge - und das ist dann auch schon alles, was sämtliche angebotenen Systeme "leisten" können.
Zusammenfassend kann ich daher jedem Systemspieler nur noch einmal dringend raten, sich bitte auf keinen Fall auf die Werbeversprechen der Systemspielanbieter und Systembuchverkäufer zu verlassen, die hier größtenteils als "falsche Propheten" auftreten, so dass man keiner Illusion zum Opfer fällt. Stattdessen sollte man sich deutlich bewusst machen, dass man auch als Systemspieler nichts daran ändern kann, im Durchschnitt langfristig genauso viel Geld zu verlieren, wie jemand, der immer nur zufällige Tipps abgibt. Bevor man daher sein Geld für den Kauf von Systembroschüren verschwendet, sollte man sich somit vielleicht mal fragen, ob es nicht sinnvoller wäre das Geld gleich direkt für Lotterietipps auszugeben. Denn beim LOTTO 6aus49 liegt die Ø AQ zumindest noch bei knapp 50 %, bei den Systembroschüren sind es dagegen genau 0 % (von der vergeudeten Zeit, die vielen nutzlosen Systemtabellen und haltlosen Hypothesen der System-Gurus auch noch studieren zu müssen, mal ganz zu schweigen).
Ausschlaggebend, ob man viel oder wenig Geld bei einer Lotterie zurückgewinnt, ist daher nicht welches System man benutzt (oder ob man überhaupt ein System verwendet), sondern wie hoch die Ø AQ einer Lotterie ist und wie viel davon in die unteren Gewinnklassen fließt. Und genau darauf habe ich mich deshalb auch als Mitglied in diesem Forum spezialisiert, weshalb ich auch schon sämtliche Lotterie-Gewinntabellen von Lottohelden als Excel-Datei veröffentlicht habe, bei denen ihr selber mal "Lotterie-Chef" spielen dürft und somit z. B. auch die Gewinne in den einzelnen Gewinnklassen und den Tipppreis selber festlegen könnt, während in der Tabelle dann automatisch die Ø AQ je Gewinnklasse und auch insgesamt von dieser Lotterie berechnet wird. Das Excel-Tool findet ihr hier.
Nachfolgend noch ein paar Informationen für die Mathefreaks in diesem Forum, die die Werte, die ich in den Tabellen oben angegeben habe, selber ausrechnen möchten. Zur Berechnung der Wahrscheinlichkeiten in den einzelnen Gewinnklassen braucht ihr nur folgende Formel in irgendeine Zelle in Excel einzugeben:
=1/(HYPGEOMVERT(A;B;6;49)*HYPGEOMVERT(C;1;1;10))
- Anstelle von A gebt ihr ein wie viele Zahlen aus der ersten Lostrommel mit den 49 Zahlen richtig getippt sein sollen (also 2, 3, 4, 5 oder 6)
- Anstelle von B gebt ihr ein wie viele Zahlen (ohne Superzahl) auf dem Tippschein angekreuzt werden (bei einem Einzeltipp wie in der linken Tabelle ist es also die Zahl 6 und bei einem Vollsystem 007 wie in der rechten Tabelle die Zahl 7)
- Anstelle von C gebt ihr ein wie viele Zahlen aus der zweiten Lostrommel mit den 10 Superzahlen richtig getippt sein sollen (also 0 oder 1).
Die Gesamtgewinnsumme (inklusive Mehrfachgewinne) in den einzelnen Gewinnklassen bei einem Vollsystem von LOTTO 6aus49 können mit Hilfe der Systemtabellen (siehe z. B. hier) berechnet werden. Bei einem Vollsystem 007 gewinnt man somit z. B. bei 4 Richtigen insgesamt drei Mal in dieser sechsten Gewinnklasse und zusätzlich noch vier Mal in der achten Gewinnklasse (3 Richtige). Daraus ergibt sich ein Gesamtgewinn von [3 x Ø 50,38 € + 4 x Ø 11,14 € =] Ø 195,70 €.
Um die Ø AQ einer Gewinnklasse zu berechnen braucht man nur den entsprechenden Gewinn durch den Spieleinsatz und durch die entsprechende "1:Chance" zu teilen. Bei vier Richtigen im Vollsystem 007 von LOTTO 6aus49 wären das also [195,70 € / 8,40 € / 515,6 =] 0,0452 bzw. 4,52 %.
Dass die Gewinnchance auf den Höchstgewinn auch bei Systemreihen genauso hoch ist, wie bei der gleichen Anzahl an Zufallsreihen, trifft übrigens grundsätzlich nur auf die Lotterien zu, bei denen die höchstmögliche Anzahl an richtig getippten Zahlen genauso hoch ist, wie die Anzahl der gezogenen Zahlen (wie bei den meisten Lotterien, so auch bei LOTTO 6aus49 und EuroJackpot). Würde man jedoch z. B. ein Vollsystem bei KENO spielen, wäre die Gewinnwahrscheinlichkeit auf den Hauptgewinn tatsächlich schlechter, als wenn man die gleiche Menge an Zufallstipps spielen würde.
Ich vermute mal, dass genau das auch der Hauptgrund dafür ist, dass die Landeslotteriegesellschaften ihren Spielern keine Vollsysteme, Teilsysteme oder System-Anteile für KENO anbieten, weil sie genau wissen, dass man diese den Spielern schlecht verkaufen könnte, da bei ihren Systemen die Gewinnchance auf den Hauptgewinn schlechter wäre, als beim Spielen der gleichen Anzahl an Quicktipps. Hier sind zwei Berechnungsbeispiele, die dies beweisen:
Beispiel 1:
Excel-Formel zur Berechnung der 1:Gewinnchance auf den Hauptgewinn beim KENO (Typ 10) bei einem Vollsystem mit 11 Wahlzahlen = 11 Tippreihen:
=1/HYPGEOMVERT(10;11;20;70) | 234.238
Excel-Formel zur Berechnung der 1:Gewinnchance auf den Hauptgewinn beim KENO (Typ 10) bei 11 zufällig gewählten Tippreihen:
=1/HYPGEOMVERT(10;10;20;70)/11 | 195.198 (= 20 % bessere Gewinnchance als beim KENO-Vollsystem mit 11 Wahlzahlen)
Beispiel 2:
Excel-Formel zur Berechnung der 1:Gewinnchance auf den Hauptgewinn beim KENO (Typ 10) bei einem Vollsystem mit 12 Wahlzahlen = 66 Tippreihen:
=1/HYPGEOMVERT(10;12;20;70) | 47.007
Excel-Formel zur Berechnung der 1:Gewinnchance auf den Hauptgewinn beim KENO (Typ 10) bei 66 zufällig gewählten Tippreihen:
=1/HYPGEOMVERT(10;10;20;70)/66 | 32.533 (= 44,5 % bessere Gewinnchance als beim KENO-Vollsystem mit 12 Wahlzahlen)
Die meisten Spieler haben es immer auf den Höchstgewinn einer Lotterie abgesehen. Der beliebteste KENO-Typ mit dem höchsten Spieleinsatz ist deshalb auch der Typ 10, da man dort bei einem Tipppreis von 1 € mit 100.000 € den höchsten Gewinn erzielen kann. Kann man daher glauben, dass jemand als Verkäufer von KENO-Systembüchern wirklich an den Spielern interessiert ist und ihnen helfen möchte - oder beweist das alles nicht noch mehr, dass man als Verkäufer nur an seinen eigenen Profit denkt? Denn wozu sonst sollte man den Spielern Systembücher für KENO andrehen wollen? Wenn man es als Spieler lediglich auf den Höchstgewinn beim KENO abgesehen hat, macht es jedenfalls keinen Sinn irgendwelche KENO-Systeme zu spielen, da sich dadurch die Gewinnchance im Vergleich zur selben Anzahl zufällig gespielter Tippreihen verschlechtern würde!
Hinweis: Dieser Beitrag ist auch über den Link lotteriecheck.de/systeme zu erreichen. Diesen Link könnt ihr daher gerne zur Weiterempfehlung dieser Seite verwenden, falls euch dieser Beitrag gefallen haben sollte.
Denn Systeme werden häufig damit beworben, dass man mit diesen nicht nur bessere Chancen hat eine bestimmte Gewinnklasse zu erreichen, sondern dass man im Gewinnfall sogar Mehrfachgewinne erzielt. Davon sollte man sich jedoch auf keinen Fall täuschen lassen, da die Mehrfachgewinne vollständig durch die geringere Gewinnwahrscheinlichkeit diese zu erreichen wieder ausgeglichen werden. Fakt ist daher, dass man bei Lotterie-Systemen auch keine höhere Ø Ausschüttungsquote (AQ) bzw. einen höheren Ø Rücklauf erreicht (ganz egal welches System man benutzt, ob Vollsystem oder Teilsystem bzw. verkürztes System) und man daher auf lange Sicht mit Systemen genauso viel Geld verliert, wie wenn man einfach nur zufällige Quicktipps bei einer bestimmten Lotterie abgeben würde.
Wer z. B. in Österreich über den Systemschein von EuroMillions 6 Zahlen ankreuzt (was sechs Standardtipps entspricht), gewinnt bei 2 Richtigen insgesamt vier Mal. Dafür erhöht sich jedoch die Wahrscheinlichkeit "2 Richtige" zu erzielen nur auf 1 zu 15,6 (anstelle von 1 zu 21,9 bei einem Einzeltipp). Würde man dagegen sechs zufällige Tipps abgeben, bei denen es keine Mehrfachgewinne gibt, würde man bereits in nur einem von Ø 3,65 Fällen "2 Richtige" erzielen. Bei Systemen gewinnt man somit zwar im Falle eines Gewinns meistens gleich mehrmals, aber dafür ist die Gewinnwahrscheinlichkeit auf einen Treffer auch deutlich geringer. In den unteren Gewinnklassen ist dabei das Verhältnis zwischen Wahrscheinlichkeit und Gewinn bei Systemen sogar meist schlechter, was sich durch bessere Relationen erst in den höheren Gewinnklassen wieder ausgleicht. Die Ø AQs in den einzelnen Gewinnklassen variieren daher zwar je nach gewähltem System, an der Ø Gesamt-AQ ändert sich dadurch jedoch definitiv nichts.
Wer somit als Verkäufer irgendetwas anderes behauptet, ist einfach nur ein Lügner, der die Spieler ausnutzen möchte, indem er ihnen falsche Versprechungen und Hoffnungen macht, um sich an ihnen zu bereichern. Denn den Spielern selbst kann man bei diesem Thema vielleicht noch Unwissenheit oder Leichtgläubigkeit unterstellen, jedoch nicht den selbst ernannten "Systemexperten", die sich als Systemspielanbieter oder Verkäufer von Systembroschüren ausgiebig mit diesem Thema beschäftigt haben und daher eigentlich wissen sollten wie der Hase läuft. Zwar braucht man sich heutzutage kaum noch darüber zu wundern, weil auch in fast allen Werbespots, die man im Fernsehen oder auf YouTube sieht, das meiste davon gelogen ist und viele Produkte um einiges besser angepriesen werden, als sie dann in Wirklichkeit sind, aber irgendwann ist dann auch bei mir mal der Punkt erreicht, wo ich mich dann wirklich noch fragen muss, ob in dieser profitgierigen und egoistischen Welt überhaupt noch etwas Moral und Anstand übrig geblieben sind. Wenn ich dann Sätze in diesem Forum hier lese wie: "Fazit: wenn Ihr beim Lottospielen wirklich den Hauptgewinn möchtet, dann bleibt Euch nicht anders als meine beiden Broschüren zu erwerben!", dann ist jedenfalls auch bei mir die Schmerzgrenze eindeutig überschritten.
Denn die Wahrheit ist, dass sich gerade an den Chancen auf den Hauptgewinn durch irgendein System schon mal rein gar nichts ändert. Ob man daher z. B. beim LOTTO 6aus49 sieben einzelne Tipps oder ein Vollsystem mit sieben Zahlen abgibt, die Gewinnchance auf den Hauptgewinn ist in beiden Fällen exakt die gleiche. Zur Veranschaulichung habe ich daher nachfolgend mal drei verschiedene Gewinntabellen beim LOTTO 6aus49 erstellt (links für einen Einzeltipp, in der Mitte für sieben Zufallstipps und rechts für das Vollsystem 007):
Wie man erkennen kann, ist die Gewinnwahrscheinlichkeit in den ersten beiden Gewinnklassen in der mittleren Tabelle (sieben Zufallstipps) und rechten Tabelle (Vollsystem 007) identisch und verschlechtert sich dann im Vergleich zur selben Gewinnklasse bei diesem Vollsystem zunehmend, je geringer die Anzahl der richtig getippten Zahlen wird, während sich jedoch gleichzeitig der Gewinn in der entsprechenden Gewinnklasse aufgrund von Mehrfachgewinnen erhöht. Im Vergleich zu sieben Zufallstipps gewinnt man daher z. B. bei "5 Richtigen" beim Vollsystem 007 bereits mehr als das Doppelte bei ebenfalls mehr als doppelt so schlechter Gewinnchance, während man dagegen bei "2 Richtigen mit Superzahl" sogar das Fünffache gewinnt, die Gewinnchance darauf aber rund fünfeinhalb Mal so schlecht ist (bzw. nur 27 % besser, als bei einem Einzeltipp).
Es es zwar richtig, dass wenn man beispielsweise ein Teilsystem mit sieben Tippreihen spielt, man dann natürlich auch bessere Gewinnchancen als bei einem Einzeltipp hat (und sogar auch bessere, als bei einem Vollsystem mit gleicher Tippanzahl), was die Anbieter von System-Tippgemeinschaften oder Autoren von Systembroschüren aber gerne verschweigen, ist die Tatsache, dass die Gewinnchance deutlich höher wäre, wenn man sieben zufällige Tipps ohne System spielen würde. Dies kann man auch sehr schön an der Gesamtgewinnchance in den drei Gewinntabellen sehen. Während bei einem Einzeltipp die Gewinnchance bei 1 zu 31,4 liegt, erhöht sich diese beim Vollsystem 007 nur um etwa 50 % auf 1 zu 20,9. Bei sieben zufälligen Tipps gewinnt man dagegen bereits in rund einem von 4,5 Fällen. Bei einem Teilsystem mit sieben Tipps würde die Gesamtgewinnchance somit irgendwo zwischen den sieben zufälligen Tipps und dem Vollsystem 007 liegen.
Da bei einem Vollsystem somit keine Änderungen an der Ø AQ erkennbar sind, müsste nun eigentlich jedem Spieler klar sein, dass sich natürlich auch bei einem Teilsystem bzw. verkürztem System an der Ø AQ von 50 % beim LOTTO 6aus49 nichts ändern kann, da es sich hierbei lediglich um ein abgespecktes Vollsystem handelt. Bei einem Teilsystem ist somit im Vergleich zum Vollsystem bei gleicher Tippanzahl die Gewinnchance in den meisten Gewinnklassen zwar wieder etwas besser, dafür nimmt aber im Gegenzug auch die Anzahl der möglichen Mehrfachgewinne wieder ab, was sich somit unterm Strich wieder 1 zu 1 ausgleicht.
Ich möchte hier niemanden kritisieren, der für seine Tipps bei irgendeiner Lotterie ein System verwendet. Systeme haben durchaus ihre Berechtigung und können etwas Abwechslung und mehr Spannung bieten, als wenn man immer nur zufällige Tipps abgibt. Beim Roulette wäre es ja auch langweilig, wenn man immer nur auf rot oder schwarz setzen könnte. Stattdessen kann man auch auf eine einzelne Zahl setzen, bei der die Gewinnchance dann zwar nur bei 1 zu 37 (statt 1 zu 2,06) liegt, man dafür aber im Gewinnfall auch den 36-fachen Spieleinsatz (statt nur den doppelten) wieder zurückgewinnt. Ein Spieler, der dabei jedoch immer nur auf eine bestimmte Zahl setzt, muss damit rechnen, dass es deutlich länger dauert und er einen deutlich höheren Gesamteinsatz leisten muss, bis er dann tatsächlich mal das Glück haben sollte etwas zu gewinnen, während dagegen ein Spieler, der immer nur auf eine bestimmte Farbe setzt, im Durchschnitt ungefähr nach jedem zweiten Spiel und somit deutlich häufiger etwas gewinnt. Langfristig gesehen verlieren jedoch beide Spieler beim Roulette meistens genau so viel Geld und es macht letztlich keinen Unterschied, ob jemand immer nur auf eine Farbe oder auf eine Zahl setzt. Und so ähnlich ist es eben auch bei den Lotterie-Systemen. Während die Spieler die ihre Tipps zufällig abgeben häufig kleinere Beträge gewinnen, gewinnen die Spieler die mit Systemen spielen seltener, aber dafür aufgrund von Mehrfachgewinnen größere Beträge - und das ist dann auch schon alles, was sämtliche angebotenen Systeme "leisten" können.
Zusammenfassend kann ich daher jedem Systemspieler nur noch einmal dringend raten, sich bitte auf keinen Fall auf die Werbeversprechen der Systemspielanbieter und Systembuchverkäufer zu verlassen, die hier größtenteils als "falsche Propheten" auftreten, so dass man keiner Illusion zum Opfer fällt. Stattdessen sollte man sich deutlich bewusst machen, dass man auch als Systemspieler nichts daran ändern kann, im Durchschnitt langfristig genauso viel Geld zu verlieren, wie jemand, der immer nur zufällige Tipps abgibt. Bevor man daher sein Geld für den Kauf von Systembroschüren verschwendet, sollte man sich somit vielleicht mal fragen, ob es nicht sinnvoller wäre das Geld gleich direkt für Lotterietipps auszugeben. Denn beim LOTTO 6aus49 liegt die Ø AQ zumindest noch bei knapp 50 %, bei den Systembroschüren sind es dagegen genau 0 % (von der vergeudeten Zeit, die vielen nutzlosen Systemtabellen und haltlosen Hypothesen der System-Gurus auch noch studieren zu müssen, mal ganz zu schweigen).
Ausschlaggebend, ob man viel oder wenig Geld bei einer Lotterie zurückgewinnt, ist daher nicht welches System man benutzt (oder ob man überhaupt ein System verwendet), sondern wie hoch die Ø AQ einer Lotterie ist und wie viel davon in die unteren Gewinnklassen fließt. Und genau darauf habe ich mich deshalb auch als Mitglied in diesem Forum spezialisiert, weshalb ich auch schon sämtliche Lotterie-Gewinntabellen von Lottohelden als Excel-Datei veröffentlicht habe, bei denen ihr selber mal "Lotterie-Chef" spielen dürft und somit z. B. auch die Gewinne in den einzelnen Gewinnklassen und den Tipppreis selber festlegen könnt, während in der Tabelle dann automatisch die Ø AQ je Gewinnklasse und auch insgesamt von dieser Lotterie berechnet wird. Das Excel-Tool findet ihr hier.
Nachfolgend noch ein paar Informationen für die Mathefreaks in diesem Forum, die die Werte, die ich in den Tabellen oben angegeben habe, selber ausrechnen möchten. Zur Berechnung der Wahrscheinlichkeiten in den einzelnen Gewinnklassen braucht ihr nur folgende Formel in irgendeine Zelle in Excel einzugeben:
=1/(HYPGEOMVERT(A;B;6;49)*HYPGEOMVERT(C;1;1;10))
- Anstelle von A gebt ihr ein wie viele Zahlen aus der ersten Lostrommel mit den 49 Zahlen richtig getippt sein sollen (also 2, 3, 4, 5 oder 6)
- Anstelle von B gebt ihr ein wie viele Zahlen (ohne Superzahl) auf dem Tippschein angekreuzt werden (bei einem Einzeltipp wie in der linken Tabelle ist es also die Zahl 6 und bei einem Vollsystem 007 wie in der rechten Tabelle die Zahl 7)
- Anstelle von C gebt ihr ein wie viele Zahlen aus der zweiten Lostrommel mit den 10 Superzahlen richtig getippt sein sollen (also 0 oder 1).
Die Gesamtgewinnsumme (inklusive Mehrfachgewinne) in den einzelnen Gewinnklassen bei einem Vollsystem von LOTTO 6aus49 können mit Hilfe der Systemtabellen (siehe z. B. hier) berechnet werden. Bei einem Vollsystem 007 gewinnt man somit z. B. bei 4 Richtigen insgesamt drei Mal in dieser sechsten Gewinnklasse und zusätzlich noch vier Mal in der achten Gewinnklasse (3 Richtige). Daraus ergibt sich ein Gesamtgewinn von [3 x Ø 50,38 € + 4 x Ø 11,14 € =] Ø 195,70 €.
Um die Ø AQ einer Gewinnklasse zu berechnen braucht man nur den entsprechenden Gewinn durch den Spieleinsatz und durch die entsprechende "1:Chance" zu teilen. Bei vier Richtigen im Vollsystem 007 von LOTTO 6aus49 wären das also [195,70 € / 8,40 € / 515,6 =] 0,0452 bzw. 4,52 %.
Dass die Gewinnchance auf den Höchstgewinn auch bei Systemreihen genauso hoch ist, wie bei der gleichen Anzahl an Zufallsreihen, trifft übrigens grundsätzlich nur auf die Lotterien zu, bei denen die höchstmögliche Anzahl an richtig getippten Zahlen genauso hoch ist, wie die Anzahl der gezogenen Zahlen (wie bei den meisten Lotterien, so auch bei LOTTO 6aus49 und EuroJackpot). Würde man jedoch z. B. ein Vollsystem bei KENO spielen, wäre die Gewinnwahrscheinlichkeit auf den Hauptgewinn tatsächlich schlechter, als wenn man die gleiche Menge an Zufallstipps spielen würde.
Ich vermute mal, dass genau das auch der Hauptgrund dafür ist, dass die Landeslotteriegesellschaften ihren Spielern keine Vollsysteme, Teilsysteme oder System-Anteile für KENO anbieten, weil sie genau wissen, dass man diese den Spielern schlecht verkaufen könnte, da bei ihren Systemen die Gewinnchance auf den Hauptgewinn schlechter wäre, als beim Spielen der gleichen Anzahl an Quicktipps. Hier sind zwei Berechnungsbeispiele, die dies beweisen:
Beispiel 1:
Excel-Formel zur Berechnung der 1:Gewinnchance auf den Hauptgewinn beim KENO (Typ 10) bei einem Vollsystem mit 11 Wahlzahlen = 11 Tippreihen:
=1/HYPGEOMVERT(10;11;20;70) | 234.238
Excel-Formel zur Berechnung der 1:Gewinnchance auf den Hauptgewinn beim KENO (Typ 10) bei 11 zufällig gewählten Tippreihen:
=1/HYPGEOMVERT(10;10;20;70)/11 | 195.198 (= 20 % bessere Gewinnchance als beim KENO-Vollsystem mit 11 Wahlzahlen)
Beispiel 2:
Excel-Formel zur Berechnung der 1:Gewinnchance auf den Hauptgewinn beim KENO (Typ 10) bei einem Vollsystem mit 12 Wahlzahlen = 66 Tippreihen:
=1/HYPGEOMVERT(10;12;20;70) | 47.007
Excel-Formel zur Berechnung der 1:Gewinnchance auf den Hauptgewinn beim KENO (Typ 10) bei 66 zufällig gewählten Tippreihen:
=1/HYPGEOMVERT(10;10;20;70)/66 | 32.533 (= 44,5 % bessere Gewinnchance als beim KENO-Vollsystem mit 12 Wahlzahlen)
Die meisten Spieler haben es immer auf den Höchstgewinn einer Lotterie abgesehen. Der beliebteste KENO-Typ mit dem höchsten Spieleinsatz ist deshalb auch der Typ 10, da man dort bei einem Tipppreis von 1 € mit 100.000 € den höchsten Gewinn erzielen kann. Kann man daher glauben, dass jemand als Verkäufer von KENO-Systembüchern wirklich an den Spielern interessiert ist und ihnen helfen möchte - oder beweist das alles nicht noch mehr, dass man als Verkäufer nur an seinen eigenen Profit denkt? Denn wozu sonst sollte man den Spielern Systembücher für KENO andrehen wollen? Wenn man es als Spieler lediglich auf den Höchstgewinn beim KENO abgesehen hat, macht es jedenfalls keinen Sinn irgendwelche KENO-Systeme zu spielen, da sich dadurch die Gewinnchance im Vergleich zur selben Anzahl zufällig gespielter Tippreihen verschlechtern würde!
Hinweis: Dieser Beitrag ist auch über den Link lotteriecheck.de/systeme zu erreichen. Diesen Link könnt ihr daher gerne zur Weiterempfehlung dieser Seite verwenden, falls euch dieser Beitrag gefallen haben sollte.