Zum Thema Spielscheingebühren habe ich mir schon vor vielen Jahren eine Geschichte ausgedacht, heute wiederentdeckt und angepasst: Weil in Bremen scheinbar pro Tippschein in der Annahmestelle 1 Euro bezahlt werden muss, habe ich Bremen anstelle NRW/Westlotto genommen, damit das noch drastischer wird. Viel Spaß beim Lesen:
Eine 1001-Nacht-Geschichte zu den einzigartigen Spielscheingebühren in Deutschland
Ein reicher Scheich macht seine erste Reise nach Deutschland und kommt in Bremen an. Als sein Chauffeur an einem Kiosk anhält, um das Wall Street Journal zu kaufen, sieht er ein Reklameschild mit Lotto. Das interessiert ihn. Er hat alles in seinem Leben erreicht, außer eines, das hat er noch nicht: Er hat noch nie in einer Lotterie einen Haupttreffer erzielt. Das wurmt ihn, und er sagt sich „Ach – ich habe doch genug Geld, um mir einen Haupttreffer zu kaufen!“ Er ist sich bewusst, dass er – wenn er alle Möglichkeiten spielt, die es in einer Lotterie gibt – etwas mehr einsetzen wird, als dass er zurückgewinnen wird. Der Spieleveranstalter will auch ein bisschen was verdienen. Aber so viel kann es ja auch nicht sein, schließlich weiß er von seinen Wetten bei Pferde-, Windhund- und Kamelrennen, dass die meist englischen und asisatischen Buchmacher nur eine Marge von 5-10% haben. So wird es wohl auch in Deutschland sein und er mit einer Rückzahlung von 90-95% rechnen kann.
Aber allzu viel möchte er auch nicht in den Wüstensand setzen und sucht nach einer Lotterieart, die nicht ganz so viele Möglichkeiten hat. Bei seiner Suche stößt er auf PLUS 5, einer Lotterie, die es nur auf KENO-Scheinen gibt. Die Loszahl hat nur 5 Ziffern es sind also nur 100.000 Möglichkeiten und ein Tipp kostet bescheidene 0,75 Euro. Der Hauptgewinn ist zwar nur 5.000 Euro, aber es gibt ja auch viele Nebentreffer. „Kleinvieh macht bestimmt auch viel Mist – ja, das kann ich mir locker leisten!“ dachte er sich. Also besorgt er sich einen ganze Charge Keno-Tippscheine mit allen Plus 5-Nummern von 00000 bis 99999 und legt 75.000 Euro auf den Tresen einer Annahmestelle.
„So geht das nicht!“, klärt ihn der Annahmestellenleiter auf, „Sie können PLUS 5 nur dann spielen, wenn Sie auf dem Tippschein auch mindestens einen KENO-Tipp spielen. PLUS 5 ist eine Zusatzlotterie!“ Der Scheich schluckt, aber informiert sich brav näher über KENO und entscheidet sich schließlich, Kenotyp 2 für 1,00 Euro je Tipp zu spielen. Er rechnet: „Vom Kenotyp 2 gibt es nur 2.415 verschiedene Kombinationen. Diese spiele ich halt so oft, bis die 100.000 Tippscheine aufgebraucht sind. In jedem Block mit diesen 2.415 Tipps habe ich 190 Treffer mit je 6,00 Euro Rückgewinn. Da kommt schön was zusammen und reibt sich freudig die Hände!“ Der Scheich, vielmehr sein Harem mitsamt den Eunuchen sind tagelang beschäftigt, die 100.000 Tippscheine auszufüllen. Er geht wieder in die Annahmestelle, legt seinen Stapel Kenoscheine und 175.000 Euro auf den Tisch. „Das reicht leider nicht – es kostet insgesamt 275.000 Euro!“ Der Scheich ist verdutzt: „Das kann nicht sein - wir haben überall beim KENO-Einsatz bei nur 1 Euro und nicht bei 2 Euro das Kreuzchen gemacht und bei der Laufzeit, dass es nur für eine Ziehung gilt? Und PLUS 5 kostet doch nur 75 Cent. Weshalb 100.000 Euro mehr?“ „Wegen der Tippscheingebühr“! „Tippscheingebühr? Noch nie gehört, was soll das sein und wo gibt es denn so etwas!“ „Tja, darauf sind wir ganz besonders stolz, das ist eine rein deutsche Erfindung, das gibt’s nur bei uns und sonst nirgendwo auf der Welt!“ Und wir in Bremen sind die Besten! Bei uns kostet die Gebühr eines KENO-Scheines einen vollen Euro!!! Irritiert und sichtlich verärgert legt er zähneknirschend weitere 100.000 Euro hinzu.
„Wo ist Ihr Spielerpass? Oder haben Sie eine Kundenkarte?“ „Wie bitte – was ist das, wozu soll das gut sein?“ „Na wegen der Glücksspielsucht!“ „Beim Propheten: Nein, ich bin nicht spielsüchtig! Wir sind auch nur wenige Tage hier und reisen bald zurück in unsere Oase“. „Trotzdem, ohne Spielpass oder Kundenkarte läuft nichts!“ „Und wie kann ich die Karte bekommen?“ „Über dieses Formular. Haben Sie einen festen Wohnsitz hier in Deutschland!“ „Nein, habe ich nicht!“ „Sorry – wir können Ihre 275.000 Euro Spieleinsatz nicht annehmen!“ Der Scheich kann es nicht glauben. Noch nie hat ihn jemand beim Ausgeben von großen Mengen Geld zurückgewiesen. „Schade, es wird wieder nichts mit meinem ersten Haupttreffer! Aber, by the way, wie viel geht mir jetzt durch die Lappen, bzw. was hätte ich eigentlich zurückgewonnen?“ Der Annahmestellenleiter holt ein Blatt Papier und einen Stift und macht folgende Rechnung:
Der Scheich stutzt: „Was, nur 83.708 Euro Rückfluss bei 275.000 Euro Einsatz, das sind ja nur ca. 30%? Ich habe also 191.292 Euro sicheren Verlust, nur damit ich einmal einen Haupttreffer mit 5.000 Euro bekomme? Nein, das muss wirklich nicht sein“, nimmt sein Geld vom Tresen und kehrt um. „Allah sei Dank, dass man mich so schön von dieser unnützen Geldausgabe bewahrt hat – Deutschland ist ein feines Land, gäbe es nicht diesen großartigen Spielerschutz, hätte ich doch glatt hier einen schönen Batzen Petrodollars verpulvert.“ „Schade für Deutschland“, denkt sich der Annnahmestellenleiter „mit den 191.292 Euro hätte man dem Lottochef, der diese Spielschutzmaßnahmen eingeführt hat, fast ein Jahr lang sein für Scheich-Verhältnisse bescheidenes Gehalt bezahlen können.“
Gruß
Systemspieler