02.09.2020, 12:04
Da mich unser Moderator "Ecart" per E-Mail darum gebeten hat, mal etwas über die österreichische Zusatzlotterie "LOTTO Plus" und die Lotterie "TopTipp" zu schreiben, werde ich daher in diesem Beitrag generell mal die wichtigsten deutschen Lotterien mit den österreichischen Lotterien vergleichen (auch wenn man diese in Deutschland gar nicht spielen kann).
Bei der Erstellung der unten aufgeführten Gewinntabellen (links befinden sich die deutschen Lotterien, rechts die österreichischen) habe ich bemerkt, dass bei den deutschen Lotterien offenbar mehr Wert darauf gelegt wird, dass eine möglichst hohe Gewinnausschüttung in den unteren Gewinnrängen erfolgt, während bei den österreichischen Lotterien anscheinend eine möglichst hohe Gewinnausschüttung im obersten Gewinnrang einer Lotterie angestrebt wird (wie es eigentlich auch bei den Lotterien in den meisten anderen Ländern üblich ist), vermutlich um dadurch möglichst viele Personen durch hohe Jackpots bei vergleichsweise guten Gewinnchancen und günstigen Preisen zum Spielen zu verleiten. Da jedoch die Gewinnchance auf die höchste Gewinnklasse in der Regel trotzdem so schlecht ist, dass fast alle Spieler diese zu Lebzeiten nicht erreichen werden, verlieren die meisten Spieler gerade bei solchen Lotterien besonders viel Geld, da für die Gewinnklassen, in denen man als Spieler am häufigsten gewinnt, nur noch sehr wenig Geld zur Auszahlung übrig bleibt.
Leider scheint es aber einem Großteil der Spieler egal zu sein, wie viel Geld sie bei einer Lotterie langfristig verlieren. Das einzige was hauptsächlich von Interesse zu sein scheint, ist ein möglichst gutes "Gewinn-Preis-Chancen-Verhältnis" in der höchsten Gewinnklasse (bei vielen Spielern scheint sogar nur noch die Höhe des Jackpots von Bedeutung zu sein, egal wie schlecht somit die Chancen darauf sind oder wie hoch der Tipppreis ist). In den untenstehenden Gewinntabellen sieht man dieses Verhältnis in der jeweiligen Spalte Ø AQ (durchschnittliche Ausschüttungsquote). Diesen Wert erhält man für eine Gewinnklasse, wenn man den entsprechenden Gewinn durch den Tipppreis und durch die entsprechende "1:Chance" teilt. Je höher daher diese Prozentangabe innerhalb einer Gewinnklasse ist, desto besser ist das jeweilige Verhältnis, auf das es für die meisten Spieler in der höchsten Gewinnklasse ankommt.
Da ein Unternehmen nun mal in der Regel nicht am Wohl ihrer Kunden interessiert ist, sondern nur daran, möglichst viel Geld zu verdienen, orientiert man sich daher grundsätzlich immer an den Kundenwünschen, selbst wenn man selber genau weiß, dass dadurch der Großteil der Kunden Schaden nimmt. So wissen z. B. die Hersteller von Zigaretten ganz genau, dass viele Raucher einen gesundheitlichen Schaden durch ihre Tabakprodukte erleiden werden, doch solange man viel Geld damit verdienen kann, scheint sie das nicht zu interessieren (nicht einmal den Staat kümmert dies, da auch er durch die Steuereinnahmen Nutznießer davon ist). Im Falle der Lotterien ist es der finanzielle Schaden, den die Lotterieveranstalter in Kauf nehmen, da dieser für den überwiegenden Teil der Spieler größer ausfällt, wenn man einen möglichst hohen Anteil der Spieleinsätze in die oberste (unwahrscheinlichste) Gewinnklasse, statt in die unterste (wahrscheinlichste) ausschüttet. Doch solange deren Kasse aufgrund der Leichtgläubigkeit vieler Lottospieler dadurch kräftig klingelt, juckt auch das die Veranstalter herzlich wenig.
Es verwundert daher kaum, dass bei der letzten Lotterieanpassung von EuroMillions, die seit dem 04.02.2020 in Kraft getreten ist, noch mehr von den Gewinnausschüttungen in den Gewinnklassen 2 bis 13 (die schon davor extrem gering gewesen sind) abgezwackt wurde, um sie in die höchste Gewinnklasse zu stecken, damit der Jackpot noch schneller anwächst und dementsprechend auch die Umsätze für die Veranstalter wieder umso schneller steigen. Seit dem 04.02.2020 fließen nun unglaubliche 60 % (davor 48 % - beim EuroJackpot sind es aktuell 45 %) sämtlicher Gewinne, die bei dieser Lotterie generell (ohne landesspezifische Sonderverlosungen) zur Aufteilung auf die 13 regulären Gewinnklassen vorgesehen sind (1,10 € pro Tipp), nur in die höchste Gewinnklasse. Und auch bei der Lotterieanpassung von LOTTO 6aus49, die seit dem 23.09.2020 in Kraft getreten ist, fließen prozentual nun mehr Gewinne in die beiden höchsten Gewinnklassen, während man die Gewinnanteile in den unteren Gewinnklassen dementsprechend verringert hat (die detaillierten Änderungen findet ihr hier). Dennoch muss man sagen, dass das Verhältnis der Gewinnausschüttungen zwischen den oberen und unteren Gewinnklassen beim deutschen LOTTO 6aus49 (trotz dieser Anpassung) noch nicht ganz so extrem ist, wie beim österreichischen LOTTO 6aus45.
Denn zählt man die Ø AQs der Gewinnklassen zusammen, die mit einer Chance von 1:1.000.000 oder schlechter erreicht werden, so werden beim deutschen LOTTO 6aus49 nur Ø 12,9 % der Spieleinsätze für die ersten beiden Gewinnklassen zur Verfügung gestellt; beim österreichischen LOTTO 6aus45 sind es dagegen 23 %. Bei der deutschen Zusatzlotterie SUPER 6 sind es in der höchsten Gewinnklasse Ø 8 % der Spieleinsätze; bei der österreichischen Zusatzlotterie JOKER sind es dagegen 11,9 %. Besonders hoch ist dieser Anteil bei der österreichischen Zusatzlotterie LOTTO Plus, bei der sogar 27,1 % der Spieleinsätze nur für die erste Gewinnklasse vorgesehen sind. Da es jedoch bei dieser Zusatzlotterie gemäß Absatz 2.6.3 der Spielbedingungen (siehe hier) die Besonderheit gibt, dass nicht ausgeschüttete Gewinne in der ersten Gewinnklasse in die zweite Gewinnklasse derselben Ziehung fließen (und somit nicht, wie allgemein üblich, derselben Gewinnklasse der nächsten Ziehung zugeschlagen werden) wird dieser hohe Wert aktuell nicht einmal annähernd erreicht. Bei rund 2 Millionen abgegebenen Tipps pro Ziehung kann man als Gewinner in der höchsten Gewinnklasse lediglich mit einem Gewinn von ungefähr 271.000 € rechnen, was somit nur einer Ø AQ von 6,7 % entspricht. Dafür hat man jedoch in rund drei von vier Fällen (nämlich dann, wenn es keinen Gewinner in der ersten Gewinnklasse gibt) die Chance auf einen besonders hohen Gewinn von Ø rund 5.800 € (statt nur Ø rund 1.100 €) in der zweiten Gewinnklasse (also bei nur 5 richtig getippten Zahlen), was einer Ø AQ von 33,4 % (statt nur 6,3 %) entspricht. Bei Ø nur 2 Millionen abgegebenen Tipps für die Zusatzlotterie LOTTO Plus pro Ziehung, liegt der Durchschnittsgewinn bei 5 Richtigen aber zumindest noch bei 4.660 € (Ø AQ 26,8 %). Für Spieler, die ihren Fokus daher nur auf diese zweite Gewinnklasse gerichtet haben, bietet diese Zusatzlotterie im Vergleich mit der höchsten Gewinnklasse der anderen Lotterien (abgesehen von den TopTipps) somit derzeit das beste Verhältnis zwischen Tipppreis, Gewinnchancen und Gewinnbetrag.
Ganz anders sieht es dagegen aus, wenn man sich die unteren Gewinnklassen anschaut, in denen die Spieler am häufigsten gewinnen. Zählt man die Ø AQs der Gewinnklassen zusammen, die mit einer Chance von bis zu 1:100 erreicht werden, dann werden beim deutschen LOTTO 6aus49 Ø 21,4 % der Spieleinsätze für die letzten beiden Gewinnklassen zur Verfügung gestellt, beim österreichischen LOTTO 6aus45 sind es dagegen nur Ø 14,5 %. Bei der deutschen Zusatzlotterie SUPER 6 und Spiel 77 sind es in der niedrigsten Gewinnklasse zumindest noch Ø 18 % der Spieleinsätze (der Gewinn ist doppelt so hoch wie der Spieleinsatz), bei der österreichischen Zusatzlotterie JOKER sind es dagegen nur Ø 10,6 % (der Gewinn ist nur 17,6 % höher als der Spieleinsatz) und bei LOTTO Plus sogar nur Ø 9 %. Schaut man sich daher das Verhältnis zwischen Tipppreis, Gewinnchancen und Gewinnbetrag für die untersten Gewinnklassen an, die nur bis zu einer Chance von 1:100 erreicht werden, dann kommt die österreichische Zusatzlotterie LOTTO Plus auf das schlechteste Verhältnis (das sogar schlechter als bei EuroJackpot und EuroMillions ist), was bedeutet, dass die meisten Spieler bei dieser Zusatzlotterie prozentual am wenigsten vom Spieleinsatz wieder zurückgewinnen.
Einen ausführlichen Vergleich der europäischen Lotterie EuroJackpot (die auch in Deutschland aber nicht in Österreich gespielt werden kann) und EuroMillions (die auch in Österreich aber nicht in Deutschland gespielt werden kann) habe ich bereits in meinem Beitrag hier vorgenommen, weshalb ich in diesem Beitrag nicht noch einmal näher darauf eingehen möchte. Wie oben bereits kurz angesprochen, merkt man aber auch hier wieder deutlich (wie es eben generell bei den österreichischen Lotterien der Fall ist), dass auch beim "österreichischen" EuroMillionen alle Gewinnklassen unterhalb der höchsten deutlich stärker geschröpft werden (zugunsten der ersten Gewinnklasse) als es beim "deutschen" EuroJackpot der Fall ist.
Abschließend noch ein paar Worte zu der österreichischen Speziallotterie TopTipp, die es in dieser Form nämlich nicht in Deutschland gibt (und die auch in Österreich erst im November 2019 eingeführt wurde). Dabei hat der Spieler, ähnlich wie beim deutschen KENO, die Möglichkeit für das österreichische LOTTO 6aus45 die Anzahl der getippten Zahlen zwischen 1 und 5 selber festzulegen. Wie beim KENO sind auch dort die Gewinne fix und somit nicht davon abhängig, wie viele Gewinner es in dieser Gewinnklasse gibt. Anders als beim KENO (abgesehen vom Typ 2), gewinnt man bei TopTipp jedoch immer nur dann, wenn alle getippten Zahlen gezogen werden. Außerdem kann man den Spieleinsatz nicht selber festlegen, sondern dieser liegt fix bei 1 € und ist damit 50 Cent günstiger als bei einem regulären Tipp. Wer daher z. B. bei TopTipp 5 Zahlen auswählt, gewinnt zwar immerhin 75.000 €, wenn alle 5 Zahlen richtig getippt wurden (anstelle von durchschnittlich nur 1.464 € in der dritten Gewinnklasse von LOTTO 6aus45), sollte man jedoch nur 4 Zahlen oder weniger richtig getippt haben, hat man leider Pech gehabt und gewinnt überhaupt nichts. Man hat jedoch für jeden TopTipp noch die Chance, dass man einen Bonustipp gewinnt, wenn die Zusatzzahl mit der getippten Zahl bzw. einer der getippten Zahlen übereinstimmt, den man dann für eine zukünftige Ziehung verwenden kann.
Wer bei TopTipp teilnimmt, sollte außerdem berücksichtigen, dass die Gewinnchancen deutlich schlechter sind, als die Chance auf die gleiche Anzahl an Richtigen bei der österreichischen Originallotterie, da dort grundsätzlich 6 Zahlen getippt werden. Die Gewinnchance ist daher z. B. bei 5 getippten Zahlen 5,2 Mal so schlecht, bei 4 getippten Zahlen 12,4 Mal so schlecht und bei 3 getippten Zahlen sogar 14,9 Mal so schlecht, wie die Chance auf die gleiche Anzahl an Richtigen beim regulären LOTTO 6aus45 (egal ob mit oder ohne Zusatzzahl), sofern der eventuelle Gewinn eines Bonustipps wieder für die gleiche Wettart verwendet wird (wenn also bei der Einlösung des Bonustipps wieder die gleiche Anzahl von Zahlen ausgewählt wird).
Außerdem ist gemäß Absatz 3.3 der Spielbedingungen (siehe hier) auch noch die Anzahl der gleichen Tippabgaben für eine bestimmte Ziehung begrenzt. Damit will das Lotterieunternehmen vermutlich sicherstellen, dass wenn bestimmte Zahlenkombinationen beim LOTTO 6aus45 gezogen werden, die ohne Tippbeschränkung besonders viele Spieler als TopTipp abgegeben hätten, dass man dann nicht übermäßig vielen Spielern den fix festgelegten Gewinnbetrag auszahlen muss und man somit selber Gewinneinbußen hinnehmen muss. Bei einer Teilnahme am regulären LOTTO 6aus45 ist eine derartige Beschränkung von gleichen Tippzahlen nämlich nicht notwendig, da die Gewinnsumme, die hierbei insgesamt für eine Gewinnklasse zur Verfügung gestellt wird, auf alle Gewinner dieser Gewinnklasse aufgeteilt wird.
Wie der untenstehenden Gewinntabelle entnommen werden kann, erreicht man bei einer Teilnahme an TopTipp die beste Ø AQ mit 45,3 % wenn man drei Zahlen auswählt (Chance auf 300 €) und die schlechteste Ø AQ mit 38,7 % wenn man 4 Zahlen auswählt (Chance auf 3.500 €). Die Gewinnchancen und Ø AQs in dieser Gewinntabelle berücksichtigen dabei bereits in jeder Wettart den eventuellen Gewinn eines Bonustipps, wobei davon ausgegangen wird, dass dieser Bonustipp wieder für die gleiche Wettart verwendet wird. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, weshalb man bei dieser Lotterie so große Schwankungen bei den Ø AQs zulässt und man die Gewinnbeträge nicht so angepasst hat, dass der Spieler bei jeder Wettart in etwa die gleiche Ø AQ erreicht. Aufgrund der geringen Ø AQs, die bei zwei und vier ausgewählten Zahlen sogar bei unter 40 % liegen, würde ich daher von einer Teilnahme an TopTipp generell abraten.
Bei der Erstellung der unten aufgeführten Gewinntabellen (links befinden sich die deutschen Lotterien, rechts die österreichischen) habe ich bemerkt, dass bei den deutschen Lotterien offenbar mehr Wert darauf gelegt wird, dass eine möglichst hohe Gewinnausschüttung in den unteren Gewinnrängen erfolgt, während bei den österreichischen Lotterien anscheinend eine möglichst hohe Gewinnausschüttung im obersten Gewinnrang einer Lotterie angestrebt wird (wie es eigentlich auch bei den Lotterien in den meisten anderen Ländern üblich ist), vermutlich um dadurch möglichst viele Personen durch hohe Jackpots bei vergleichsweise guten Gewinnchancen und günstigen Preisen zum Spielen zu verleiten. Da jedoch die Gewinnchance auf die höchste Gewinnklasse in der Regel trotzdem so schlecht ist, dass fast alle Spieler diese zu Lebzeiten nicht erreichen werden, verlieren die meisten Spieler gerade bei solchen Lotterien besonders viel Geld, da für die Gewinnklassen, in denen man als Spieler am häufigsten gewinnt, nur noch sehr wenig Geld zur Auszahlung übrig bleibt.
Leider scheint es aber einem Großteil der Spieler egal zu sein, wie viel Geld sie bei einer Lotterie langfristig verlieren. Das einzige was hauptsächlich von Interesse zu sein scheint, ist ein möglichst gutes "Gewinn-Preis-Chancen-Verhältnis" in der höchsten Gewinnklasse (bei vielen Spielern scheint sogar nur noch die Höhe des Jackpots von Bedeutung zu sein, egal wie schlecht somit die Chancen darauf sind oder wie hoch der Tipppreis ist). In den untenstehenden Gewinntabellen sieht man dieses Verhältnis in der jeweiligen Spalte Ø AQ (durchschnittliche Ausschüttungsquote). Diesen Wert erhält man für eine Gewinnklasse, wenn man den entsprechenden Gewinn durch den Tipppreis und durch die entsprechende "1:Chance" teilt. Je höher daher diese Prozentangabe innerhalb einer Gewinnklasse ist, desto besser ist das jeweilige Verhältnis, auf das es für die meisten Spieler in der höchsten Gewinnklasse ankommt.
Da ein Unternehmen nun mal in der Regel nicht am Wohl ihrer Kunden interessiert ist, sondern nur daran, möglichst viel Geld zu verdienen, orientiert man sich daher grundsätzlich immer an den Kundenwünschen, selbst wenn man selber genau weiß, dass dadurch der Großteil der Kunden Schaden nimmt. So wissen z. B. die Hersteller von Zigaretten ganz genau, dass viele Raucher einen gesundheitlichen Schaden durch ihre Tabakprodukte erleiden werden, doch solange man viel Geld damit verdienen kann, scheint sie das nicht zu interessieren (nicht einmal den Staat kümmert dies, da auch er durch die Steuereinnahmen Nutznießer davon ist). Im Falle der Lotterien ist es der finanzielle Schaden, den die Lotterieveranstalter in Kauf nehmen, da dieser für den überwiegenden Teil der Spieler größer ausfällt, wenn man einen möglichst hohen Anteil der Spieleinsätze in die oberste (unwahrscheinlichste) Gewinnklasse, statt in die unterste (wahrscheinlichste) ausschüttet. Doch solange deren Kasse aufgrund der Leichtgläubigkeit vieler Lottospieler dadurch kräftig klingelt, juckt auch das die Veranstalter herzlich wenig.
Es verwundert daher kaum, dass bei der letzten Lotterieanpassung von EuroMillions, die seit dem 04.02.2020 in Kraft getreten ist, noch mehr von den Gewinnausschüttungen in den Gewinnklassen 2 bis 13 (die schon davor extrem gering gewesen sind) abgezwackt wurde, um sie in die höchste Gewinnklasse zu stecken, damit der Jackpot noch schneller anwächst und dementsprechend auch die Umsätze für die Veranstalter wieder umso schneller steigen. Seit dem 04.02.2020 fließen nun unglaubliche 60 % (davor 48 % - beim EuroJackpot sind es aktuell 45 %) sämtlicher Gewinne, die bei dieser Lotterie generell (ohne landesspezifische Sonderverlosungen) zur Aufteilung auf die 13 regulären Gewinnklassen vorgesehen sind (1,10 € pro Tipp), nur in die höchste Gewinnklasse. Und auch bei der Lotterieanpassung von LOTTO 6aus49, die seit dem 23.09.2020 in Kraft getreten ist, fließen prozentual nun mehr Gewinne in die beiden höchsten Gewinnklassen, während man die Gewinnanteile in den unteren Gewinnklassen dementsprechend verringert hat (die detaillierten Änderungen findet ihr hier). Dennoch muss man sagen, dass das Verhältnis der Gewinnausschüttungen zwischen den oberen und unteren Gewinnklassen beim deutschen LOTTO 6aus49 (trotz dieser Anpassung) noch nicht ganz so extrem ist, wie beim österreichischen LOTTO 6aus45.
Denn zählt man die Ø AQs der Gewinnklassen zusammen, die mit einer Chance von 1:1.000.000 oder schlechter erreicht werden, so werden beim deutschen LOTTO 6aus49 nur Ø 12,9 % der Spieleinsätze für die ersten beiden Gewinnklassen zur Verfügung gestellt; beim österreichischen LOTTO 6aus45 sind es dagegen 23 %. Bei der deutschen Zusatzlotterie SUPER 6 sind es in der höchsten Gewinnklasse Ø 8 % der Spieleinsätze; bei der österreichischen Zusatzlotterie JOKER sind es dagegen 11,9 %. Besonders hoch ist dieser Anteil bei der österreichischen Zusatzlotterie LOTTO Plus, bei der sogar 27,1 % der Spieleinsätze nur für die erste Gewinnklasse vorgesehen sind. Da es jedoch bei dieser Zusatzlotterie gemäß Absatz 2.6.3 der Spielbedingungen (siehe hier) die Besonderheit gibt, dass nicht ausgeschüttete Gewinne in der ersten Gewinnklasse in die zweite Gewinnklasse derselben Ziehung fließen (und somit nicht, wie allgemein üblich, derselben Gewinnklasse der nächsten Ziehung zugeschlagen werden) wird dieser hohe Wert aktuell nicht einmal annähernd erreicht. Bei rund 2 Millionen abgegebenen Tipps pro Ziehung kann man als Gewinner in der höchsten Gewinnklasse lediglich mit einem Gewinn von ungefähr 271.000 € rechnen, was somit nur einer Ø AQ von 6,7 % entspricht. Dafür hat man jedoch in rund drei von vier Fällen (nämlich dann, wenn es keinen Gewinner in der ersten Gewinnklasse gibt) die Chance auf einen besonders hohen Gewinn von Ø rund 5.800 € (statt nur Ø rund 1.100 €) in der zweiten Gewinnklasse (also bei nur 5 richtig getippten Zahlen), was einer Ø AQ von 33,4 % (statt nur 6,3 %) entspricht. Bei Ø nur 2 Millionen abgegebenen Tipps für die Zusatzlotterie LOTTO Plus pro Ziehung, liegt der Durchschnittsgewinn bei 5 Richtigen aber zumindest noch bei 4.660 € (Ø AQ 26,8 %). Für Spieler, die ihren Fokus daher nur auf diese zweite Gewinnklasse gerichtet haben, bietet diese Zusatzlotterie im Vergleich mit der höchsten Gewinnklasse der anderen Lotterien (abgesehen von den TopTipps) somit derzeit das beste Verhältnis zwischen Tipppreis, Gewinnchancen und Gewinnbetrag.
Ganz anders sieht es dagegen aus, wenn man sich die unteren Gewinnklassen anschaut, in denen die Spieler am häufigsten gewinnen. Zählt man die Ø AQs der Gewinnklassen zusammen, die mit einer Chance von bis zu 1:100 erreicht werden, dann werden beim deutschen LOTTO 6aus49 Ø 21,4 % der Spieleinsätze für die letzten beiden Gewinnklassen zur Verfügung gestellt, beim österreichischen LOTTO 6aus45 sind es dagegen nur Ø 14,5 %. Bei der deutschen Zusatzlotterie SUPER 6 und Spiel 77 sind es in der niedrigsten Gewinnklasse zumindest noch Ø 18 % der Spieleinsätze (der Gewinn ist doppelt so hoch wie der Spieleinsatz), bei der österreichischen Zusatzlotterie JOKER sind es dagegen nur Ø 10,6 % (der Gewinn ist nur 17,6 % höher als der Spieleinsatz) und bei LOTTO Plus sogar nur Ø 9 %. Schaut man sich daher das Verhältnis zwischen Tipppreis, Gewinnchancen und Gewinnbetrag für die untersten Gewinnklassen an, die nur bis zu einer Chance von 1:100 erreicht werden, dann kommt die österreichische Zusatzlotterie LOTTO Plus auf das schlechteste Verhältnis (das sogar schlechter als bei EuroJackpot und EuroMillions ist), was bedeutet, dass die meisten Spieler bei dieser Zusatzlotterie prozentual am wenigsten vom Spieleinsatz wieder zurückgewinnen.
Einen ausführlichen Vergleich der europäischen Lotterie EuroJackpot (die auch in Deutschland aber nicht in Österreich gespielt werden kann) und EuroMillions (die auch in Österreich aber nicht in Deutschland gespielt werden kann) habe ich bereits in meinem Beitrag hier vorgenommen, weshalb ich in diesem Beitrag nicht noch einmal näher darauf eingehen möchte. Wie oben bereits kurz angesprochen, merkt man aber auch hier wieder deutlich (wie es eben generell bei den österreichischen Lotterien der Fall ist), dass auch beim "österreichischen" EuroMillionen alle Gewinnklassen unterhalb der höchsten deutlich stärker geschröpft werden (zugunsten der ersten Gewinnklasse) als es beim "deutschen" EuroJackpot der Fall ist.
Abschließend noch ein paar Worte zu der österreichischen Speziallotterie TopTipp, die es in dieser Form nämlich nicht in Deutschland gibt (und die auch in Österreich erst im November 2019 eingeführt wurde). Dabei hat der Spieler, ähnlich wie beim deutschen KENO, die Möglichkeit für das österreichische LOTTO 6aus45 die Anzahl der getippten Zahlen zwischen 1 und 5 selber festzulegen. Wie beim KENO sind auch dort die Gewinne fix und somit nicht davon abhängig, wie viele Gewinner es in dieser Gewinnklasse gibt. Anders als beim KENO (abgesehen vom Typ 2), gewinnt man bei TopTipp jedoch immer nur dann, wenn alle getippten Zahlen gezogen werden. Außerdem kann man den Spieleinsatz nicht selber festlegen, sondern dieser liegt fix bei 1 € und ist damit 50 Cent günstiger als bei einem regulären Tipp. Wer daher z. B. bei TopTipp 5 Zahlen auswählt, gewinnt zwar immerhin 75.000 €, wenn alle 5 Zahlen richtig getippt wurden (anstelle von durchschnittlich nur 1.464 € in der dritten Gewinnklasse von LOTTO 6aus45), sollte man jedoch nur 4 Zahlen oder weniger richtig getippt haben, hat man leider Pech gehabt und gewinnt überhaupt nichts. Man hat jedoch für jeden TopTipp noch die Chance, dass man einen Bonustipp gewinnt, wenn die Zusatzzahl mit der getippten Zahl bzw. einer der getippten Zahlen übereinstimmt, den man dann für eine zukünftige Ziehung verwenden kann.
Wer bei TopTipp teilnimmt, sollte außerdem berücksichtigen, dass die Gewinnchancen deutlich schlechter sind, als die Chance auf die gleiche Anzahl an Richtigen bei der österreichischen Originallotterie, da dort grundsätzlich 6 Zahlen getippt werden. Die Gewinnchance ist daher z. B. bei 5 getippten Zahlen 5,2 Mal so schlecht, bei 4 getippten Zahlen 12,4 Mal so schlecht und bei 3 getippten Zahlen sogar 14,9 Mal so schlecht, wie die Chance auf die gleiche Anzahl an Richtigen beim regulären LOTTO 6aus45 (egal ob mit oder ohne Zusatzzahl), sofern der eventuelle Gewinn eines Bonustipps wieder für die gleiche Wettart verwendet wird (wenn also bei der Einlösung des Bonustipps wieder die gleiche Anzahl von Zahlen ausgewählt wird).
Außerdem ist gemäß Absatz 3.3 der Spielbedingungen (siehe hier) auch noch die Anzahl der gleichen Tippabgaben für eine bestimmte Ziehung begrenzt. Damit will das Lotterieunternehmen vermutlich sicherstellen, dass wenn bestimmte Zahlenkombinationen beim LOTTO 6aus45 gezogen werden, die ohne Tippbeschränkung besonders viele Spieler als TopTipp abgegeben hätten, dass man dann nicht übermäßig vielen Spielern den fix festgelegten Gewinnbetrag auszahlen muss und man somit selber Gewinneinbußen hinnehmen muss. Bei einer Teilnahme am regulären LOTTO 6aus45 ist eine derartige Beschränkung von gleichen Tippzahlen nämlich nicht notwendig, da die Gewinnsumme, die hierbei insgesamt für eine Gewinnklasse zur Verfügung gestellt wird, auf alle Gewinner dieser Gewinnklasse aufgeteilt wird.
Wie der untenstehenden Gewinntabelle entnommen werden kann, erreicht man bei einer Teilnahme an TopTipp die beste Ø AQ mit 45,3 % wenn man drei Zahlen auswählt (Chance auf 300 €) und die schlechteste Ø AQ mit 38,7 % wenn man 4 Zahlen auswählt (Chance auf 3.500 €). Die Gewinnchancen und Ø AQs in dieser Gewinntabelle berücksichtigen dabei bereits in jeder Wettart den eventuellen Gewinn eines Bonustipps, wobei davon ausgegangen wird, dass dieser Bonustipp wieder für die gleiche Wettart verwendet wird. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, weshalb man bei dieser Lotterie so große Schwankungen bei den Ø AQs zulässt und man die Gewinnbeträge nicht so angepasst hat, dass der Spieler bei jeder Wettart in etwa die gleiche Ø AQ erreicht. Aufgrund der geringen Ø AQs, die bei zwei und vier ausgewählten Zahlen sogar bei unter 40 % liegen, würde ich daher von einer Teilnahme an TopTipp generell abraten.