24.07.2021, 22:02
Wie bestimmt schon einige von euch mitbekommen haben ist seit dem 01.07.2021 in Deutschland der neue Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) in Kraft getreten. Virtuelle Automatenspiele, die bislang in Deutschland eigentlich verboten waren, sind nun erlaubt, allerdings mit strengen Auflagen, wie z. B. einem Höchsteinsatz von 1 € pro Spielrunde (siehe z. B. hier). Das wichtigste ist aber natürlich mal wieder, dass sich der Staat nun eine saftige Steuer von 5,3 % der Spieleinsätze vor Steuern gönnt (festgelegt in § 38 des neuen RennwLottG). Dies entspricht effektiv [1/1,053*0,053=] 5,03 % der Spieleinsätze des Spielers. Normalerweise liegen die meist mit der englischen Bezeichnung RTP (Return to Player) angegebenen Ø AQs (durchschnittliche Ausschüttungsquoten) bei Online-Automatenspielen (auch "Slots" genannt) im Ø bei rund 96 %. Das heißt von den Einsätzen der Spieler werden Ø 96 % wieder als Gewinne an die Spieler zurückgezahlt und Ø 4 % davon erhält der Anbieter. Den Herstellern der Online-Spielautomaten, die jetzt den Spielern in Deutschland mit deutscher Lizenz ihre Glücksspiele anbieten möchten, bleibt somit wegen der neuen Einsatzsteuer gar nichts anderes übrig, als ihre RTPs deutlich zu reduzieren, um keinen Verlust zu machen.
Damit pro Spielrunde im Ø weiterhin rund 4 % der Spieleinsätze beim jeweiligen Anbieter mit deutscher Lizenz hängen bleiben, nachdem diese nun rund 5 % der Spieleinsätze an Steuern bezahlen müssen, müssten die Anbieter ihre RTPs somit auf ca. 91 % senken. Man muss sich hierbei deutlich vor Augen führen, dass der Staat durch die Besteuerung mehr Geld verdient, als die Hersteller eines virtuellen Automatenspiels. Das heißt die Entwickler der Glücksspielsoftware, die also die ganze Arbeit leisten, würden mit einer deutschen Lizenz und einer RTP von nur 91 % im Ø lediglich 4 % der Spieleinsätze des Spielers kassieren, während der Staat fürs Nichtstun seine Hand aufhält und völlig risikolos sogar ganze 5 % der Spieleinsätze des Spielers an Steuern einkassiert. Man kann den virtuellen Slot-Anbietern mit deutscher Lizenz daher kaum einen Vorwurf machen, wenn sie ihre RTPs von z. B. bislang 96 % auf nun 91 % reduzieren. Denn in diesem Fall würde sie im Ø pro Spielrunde (auch häufig als "Spin" bezeichnet) weiterhin "nur" 4 % des Spieleinsatzes des Spielers erhalten.
Durch die enorm hohe Besteuerung der Online-Slots sorgt somit in Wirklichkeit letztendlich der deutsche Staat dafür, dass der Spieler pro Spielrunde nun mehr als doppelt so viel Geld verliert, als es bislang der Fall gewesen ist. Dies scheint aber den Glücksspielbehörden die sich auf den neuen GlüStV geeinigt hatten herzlich schnuppe gewesen zu sein. Denn dafür hat man ja immerhin den "genialen" Einfall gehabt zusätzlich noch ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 € festzulegen. Wie außerordentlich zuvorkommend von unserem Staat, dass er, nachdem er sich ordentlich an den Verlusten des Spielers bereichert hat (sogar mehr noch als es in der Regel bei den virtuellen Automatenspielherstellern der Fall ist), den Höchstverlust zumindest auf 1.000 € im Monat begrenzt. Wer also sowieso schon jeden Monat 1.000 € verspielt hat, kann somit trotz der zusätzlichen Besteuerung auch nicht mehr Geld verlieren. Blöd für den Spieler ist in diesem Fall halt nur, dass er dafür dank der Glücksspielsteuer im Durchschnitt nun nicht einmal mehr halb so viele Spins wie bislang tätigen kann, bevor er sein ganzes Geld verspielt hat. Bei einem Spielbudget von 1.000 € und einem Einsatz von 1 € pro Spin, sind nämlich bei einer RTP von 91 % nur noch Ø [1000/0,09=] 11.111 Spins möglich, während dagegen bei einer RTP von 96 % Ø [1000/0,04=] 25.000 Spins möglich wären. Ausgehend von einer aufgrund des neuen GlüStV angepassten RTP von nur noch 91 %, hat dann von den verspielten 1.000 € eines Spielers Ø 444 € (vier von neun Anteilen) das Glücksspielunternehmen erhalten und Ø 556 € (fünf von neun Anteilen) hat sich der deutsche Staat unter den Nagel gerissen. Dabei soll der GlüStV doch eigentlich die Spieler schützen. Da fragt man sich dann zu Recht, vor was eigentlich! Vor der Raffgier des deutschen Staates werden sie jedenfalls nicht geschützt.
Vor kurzem hat der DSWV und die EGBA daher (völlig zurecht) wegen unerlaubter Beihilfe sogar eine formelle Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt (siehe hier), weil die Einsatzsteuer von 5,3 % nur für Online-Casinos gilt und die stationären Automatenspiele in Spielhallen und staatlichen Spielbanken deutlich geringer besteuert werden (siehe hier).
Der GlüStV verstößt durch die hohe Besteuerung somit eigentlich schon bereits in § 1 gegen das zweite Hauptziel des Vertrags, nämlich "... den natürlichen Spieltrieb der Bevölkerung in geordnete und überwachte Bahnen zu lenken sowie der Entwicklung und Ausbreitung von unerlaubten Glücksspielen in Schwarzmärkten entgegenzuwirken". In der Fassung vor dem 01.07.2021 (siehe hier) stand anstelle des rot markierten Satzteils sogar folgende Formulierung "..., insbesondere ein Ausweichen auf nicht erlaubte Glücksspiele zu verhindern". Durch die mit Abstand höchste Besteuerung von Online-Casinos in der ganzen EU, wird nun höchstwahrscheinlich genau das Gegenteil erreicht. Der neue GlüStV wird meiner Meinung dafür sorgen, dass noch deutlich mehr Spieler zur "EU-Konkurrenz" (die lediglich vom deutschen Staat aufgrund des sich selbst auferlegten Zwangsmonopols in Bezug auf Glücksspiel als illegal eingestuft wird) abwandern werden. Zu dieser Einschätzung kommt auch der DSWV, der zusammen mit dem DOCV ein Gutachten über die neue Glücksspielbesteuerung erstellen ließ (siehe hier).
Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass man Glücksspielanbieter außerhalb Deutschlands unbedingt als illegal einstufen muss und dies auch deutlich in der Öffentlichkeit zum Ausdruck bringen muss. Denn würde man offiziell verlautbaren lassen, dass Glücksspielanbieter mit einer Glücksspiellizenz in einem anderen EU-Land als Deutschland aufgrund der Dienstleistungsfreiheit in der EU legal seien, könnte bei der aktuell gültigen Glücksspielbesteuerung garantiert jedes Casino in Deutschland ihren Laden zu machen, sofern die Spieler nicht komplett auf den Kopf gefallen sind.
Doch offenbar setzt die deutsche Regierung voll auf die Dummheit der Spieler, dass sie die geringeren RTPs nämlich vielleicht gar nicht bemerken, einfach so weiterspielen wie bisher und dadurch nicht zu einem EU-Anbieter im Ausland wechseln, um somit weiterhin vom Staat finanziell gemolken werden zu können. Daher ist jedem Spieler der zumindest noch ein paar Latten am Zaun hat zu raten auf keinen Fall die "legalen" Slots (die nur deshalb legal sind, weil dann auch der Staat den Spieler ordentlich ausnehmen kann), sondern nur die mit einer RTP von mindestens 95 % zu spielen, bei denen der Anbieter über eine Lizenz außerhalb Deutschlands verfügen muss, wie z. B. in Malta (denn jeder Glücksspielhersteller, der aktuell Online-Slots mit RTPs von über 95 % anbietet, kann aufgrund der 5 prozentigen Besteuerung des Spieleinsatzes über keine deutsche Lizenz verfügen, sofern er nicht absichtlich pleite gehen möchte). Die Dienstleistungsfreiheit sollte es eigentlich deutschen Spielern ermöglichen auch bei Glücksspielanbietern mit einer Lizenz in einem anderen EU-Land als Deutschland zu spielen, entgegen den offiziellen Statements der Landeslotteriegesellschaften, dass diese illegal seien (nur weil man selber nicht davon profitiert).
Denn gerade die Dienstleistungsfreiheit in der EU ist es, die für mehr Wettbewerb sorgt und daher die Spieler am effektivsten vor Abzocke der Spielautomatenhersteller durch besonders geringe RTPs schützt. Außerdem schützt sie die Spieler auch vor der Abzocke der deutschen Regierung, die sich ebenfalls an den Verlusten der Spieler bereichern möchte und zwar in einem Ausmaß, das in der EU seinesgleichen sucht. So liegt die Besteuerung in Großbritannien nämlich nur bei 21 % der Bruttospielerträge. Bei einer RTP von 96 % würde das somit nur [0,21*0,04=] 0,84 % des Spieleinsatzes ausmachen. In Deutschland ist die Steuer somit mit ca. 5 % des Spieleinsatzes rund 6 Mal so hoch (was einer Besteuerung des Bruttospielertrags von 125 % bei einer RTP von 96 % entspricht und somit zu einem Verlust des Glücksspielanbieters führen würde).
Interessant ist übrigens auch, dass in Deutschland die Steuern bei Lotterien mit 20 % der Spieleinsätze vor Steuern (effektiv 16,67 % der vom Spieler zu zahlenden Einsätze) fast 4 Mal so hoch sind, wie bei virtuellen Automatenspielen (sowie Rennwetten, Sportwetten und Online-Poker) und das obwohl die Suchtgefahr bei den Lotterien deutlich geringer als bei den Spielautomaten ist (siehe z. B. hier und hier). Daran erkennt man schon deutlich das ganze Ausmaß der Heuchelei des deutschen Staates. Denn gleich im ersten Paragraphen des GlüStV wird als erstes der fünf aufgeführten Ziele genannt, "das Entstehen von Glücksspielsucht und Wettsucht zu verhindern und die Voraussetzungen für eine wirksame Suchtbekämpfung zu schaffen". Sollten dann nicht gerade die Glücksspiele am niedrigsten besteuert werden, die die geringste Suchtgefährdung mit sich bringen, um dadurch das Spielen solcher Spieler attraktiver zu machen? Doch offensichtlich geht es dem deutschen Staat nur darum so viel Geld wie möglich von den Spielern durch die Glücksspielsteuer zu erbeuten. Und da Lotterien besonders beliebt in Deutschland sind, wundert es daher kaum, dass diese auch deutlich stärker besteuert werden als andere Glücksspiele.
Somit besteht auch hier ein großes Interesse daran, den Spielern einzureden, dass natürlich auch Zweitlotterien illegal seien, was jedoch in der Regel wieder nur diejenigen behaupten, die von jeder Tippabgabe des Spielers am Kiosk oder über eine "legale" Glücksspielseite selber davon profitieren (insbesondere die deutsche Regierung und die Landeslotteriegesellschaften). Wären diese tatsächlich so illegal wie viele behaupten, warum ist man dann nicht schon längst gerichtlich gegen Zweitanbieter wie Lottoland oder Lottohelden vorgegangen? Meine persönliche Meinung ist, dass die Lotteriegesellschaften die Hosen gestrichen voll haben einen derartigen Prozess zu verlieren, falls auch die Gerichte möglicherweise zu dem Schluss kommen sollten, dass das EU-Recht (die Vergabe von Glücksspiellizenzen, die in der gesamten EU gelten) über dem deutschen Glücksspielstaatsvertrag steht und Zweitlotterien somit doch als legal eingestuft werden müssen. Denn in diesem Fall müssten sie für die Zukunft mit erheblichen Umsatzeinbußen rechnen.
Einige Hersteller von Online-Casinospielen wie "Amanet" und "Play'n Go" haben daher die RTPs von allen Slots bereits deutlich reduziert. Hier ein paar Beispiele von nur vier zufällig ausgewählten Slots, die derzeit z. B. auf Lottoland oder Lottohelden gespielt werden können:
- "Book of Aztec" (Amanet) von 97,59 % auf nur noch 90,57 %.
- "Hot Fruits 20" (Amanet) von 97,56 % auf nur noch 90,70 %.
- "Book of Dead" (Play'n Go) von 96,21 % auf nur noch 91,25 %. [Update vom 01.03.2023: die RTP beträgt aktuell wieder 96,21 %]
- "Reactoonz" (Play'n Go) von 96,51 % auf nur noch 91,49 %. [Update vom 01.03.2023: die RTP beträgt aktuell wieder 96,51 %]
Natürlich wurden die Spieler nicht über diese Verschlechterungen informiert. Wichtig ist daher unbedingt, dass ihr bei euren Lieblingsslots die ihr bislang dort gespielt habt überprüft, wie hoch die RTP aktuell noch ist. Die Angabe findet man bei jedem Slot und nahezu allen anderen Online-Casinospielen in der Spielbeschreibung innerhalb des Spiels. Denn nicht bei allen Slots wurden die RTPs gesenkt. Viele Anbieter virtueller Automatenspiele mit Sitz in einem anderen EU-Land, die dort eine Glücksspiellizenz haben, bieten daher den deutschen Spielern ihre Spiele auch ohne deutsche Lizenz an, berufen sich dabei auf die Dienstleistungsfreiheit in der EU und können somit den Spielern weiterhin RTPs von meist rund 96 % zur Verfügung stellen (wie z. B. bei "Pragmatic Play").
Sollte die eingereichte Beschwerde bei der EU-Kommision erfolglos bleiben, dann liegt es letztendlich in den Händen der Spieler, ob sich die Einsatzsteuer von 5,3 % auf Online-Glücksspiele langfristig durchsetzen wird oder nicht. Ein Bäcker kann z. B. den Preis für ein Brötchen auch nur dann auf 1 € erhöhen, wenn die Käufer auch bereit sind diesen Preis zu zahlen. Andernfalls muss er seinen Preis wieder senken oder muss seinen Laden zu machen. Sollte sich jedoch die scheinbare Annahme des Staates bezüglich der Dummheit seiner deutschen Spieler bewahrheiten und diese nun weiter bei den Slots einfach drauf los spielen, ohne vorher zu prüfen wie hoch die RTP (also letztendlich der tatsächliche Preis) ist und der Staat dadurch wie erhofft besonders hohe Steuereinnahmen generiert, dann wird sich an der derzeitigen Besteuerung garantiert auch weiterhin nichts ändern.
Ich möchte daher abschließend noch einmal an alle Spieler von Online-Casinospielen appellieren, vor dem Spielen die im Spiel angegebene RTP zu suchen und auf keinen Fall Geld in solche Slots zu stecken, bei denen die RTP bei unter 95 % liegt. Damit schützt ihr nicht nur euch selbst vor unnötigen Verlusten, sondern tragt auch euren Teil dazu bei, sowohl der unverschämten Besteuerung von Online-Casinos durch den deutschen Staat als auch den besonders profitgierigen Glücksspielanbietern, die ihre Spiele auch ohne deutsche Glücksspiellizenz zu relativ niedrigen RTPs anbieten, einen Riegel vorzuschieben.
Damit pro Spielrunde im Ø weiterhin rund 4 % der Spieleinsätze beim jeweiligen Anbieter mit deutscher Lizenz hängen bleiben, nachdem diese nun rund 5 % der Spieleinsätze an Steuern bezahlen müssen, müssten die Anbieter ihre RTPs somit auf ca. 91 % senken. Man muss sich hierbei deutlich vor Augen führen, dass der Staat durch die Besteuerung mehr Geld verdient, als die Hersteller eines virtuellen Automatenspiels. Das heißt die Entwickler der Glücksspielsoftware, die also die ganze Arbeit leisten, würden mit einer deutschen Lizenz und einer RTP von nur 91 % im Ø lediglich 4 % der Spieleinsätze des Spielers kassieren, während der Staat fürs Nichtstun seine Hand aufhält und völlig risikolos sogar ganze 5 % der Spieleinsätze des Spielers an Steuern einkassiert. Man kann den virtuellen Slot-Anbietern mit deutscher Lizenz daher kaum einen Vorwurf machen, wenn sie ihre RTPs von z. B. bislang 96 % auf nun 91 % reduzieren. Denn in diesem Fall würde sie im Ø pro Spielrunde (auch häufig als "Spin" bezeichnet) weiterhin "nur" 4 % des Spieleinsatzes des Spielers erhalten.
Durch die enorm hohe Besteuerung der Online-Slots sorgt somit in Wirklichkeit letztendlich der deutsche Staat dafür, dass der Spieler pro Spielrunde nun mehr als doppelt so viel Geld verliert, als es bislang der Fall gewesen ist. Dies scheint aber den Glücksspielbehörden die sich auf den neuen GlüStV geeinigt hatten herzlich schnuppe gewesen zu sein. Denn dafür hat man ja immerhin den "genialen" Einfall gehabt zusätzlich noch ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 € festzulegen. Wie außerordentlich zuvorkommend von unserem Staat, dass er, nachdem er sich ordentlich an den Verlusten des Spielers bereichert hat (sogar mehr noch als es in der Regel bei den virtuellen Automatenspielherstellern der Fall ist), den Höchstverlust zumindest auf 1.000 € im Monat begrenzt. Wer also sowieso schon jeden Monat 1.000 € verspielt hat, kann somit trotz der zusätzlichen Besteuerung auch nicht mehr Geld verlieren. Blöd für den Spieler ist in diesem Fall halt nur, dass er dafür dank der Glücksspielsteuer im Durchschnitt nun nicht einmal mehr halb so viele Spins wie bislang tätigen kann, bevor er sein ganzes Geld verspielt hat. Bei einem Spielbudget von 1.000 € und einem Einsatz von 1 € pro Spin, sind nämlich bei einer RTP von 91 % nur noch Ø [1000/0,09=] 11.111 Spins möglich, während dagegen bei einer RTP von 96 % Ø [1000/0,04=] 25.000 Spins möglich wären. Ausgehend von einer aufgrund des neuen GlüStV angepassten RTP von nur noch 91 %, hat dann von den verspielten 1.000 € eines Spielers Ø 444 € (vier von neun Anteilen) das Glücksspielunternehmen erhalten und Ø 556 € (fünf von neun Anteilen) hat sich der deutsche Staat unter den Nagel gerissen. Dabei soll der GlüStV doch eigentlich die Spieler schützen. Da fragt man sich dann zu Recht, vor was eigentlich! Vor der Raffgier des deutschen Staates werden sie jedenfalls nicht geschützt.
Vor kurzem hat der DSWV und die EGBA daher (völlig zurecht) wegen unerlaubter Beihilfe sogar eine formelle Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt (siehe hier), weil die Einsatzsteuer von 5,3 % nur für Online-Casinos gilt und die stationären Automatenspiele in Spielhallen und staatlichen Spielbanken deutlich geringer besteuert werden (siehe hier).
Der GlüStV verstößt durch die hohe Besteuerung somit eigentlich schon bereits in § 1 gegen das zweite Hauptziel des Vertrags, nämlich "... den natürlichen Spieltrieb der Bevölkerung in geordnete und überwachte Bahnen zu lenken sowie der Entwicklung und Ausbreitung von unerlaubten Glücksspielen in Schwarzmärkten entgegenzuwirken". In der Fassung vor dem 01.07.2021 (siehe hier) stand anstelle des rot markierten Satzteils sogar folgende Formulierung "..., insbesondere ein Ausweichen auf nicht erlaubte Glücksspiele zu verhindern". Durch die mit Abstand höchste Besteuerung von Online-Casinos in der ganzen EU, wird nun höchstwahrscheinlich genau das Gegenteil erreicht. Der neue GlüStV wird meiner Meinung dafür sorgen, dass noch deutlich mehr Spieler zur "EU-Konkurrenz" (die lediglich vom deutschen Staat aufgrund des sich selbst auferlegten Zwangsmonopols in Bezug auf Glücksspiel als illegal eingestuft wird) abwandern werden. Zu dieser Einschätzung kommt auch der DSWV, der zusammen mit dem DOCV ein Gutachten über die neue Glücksspielbesteuerung erstellen ließ (siehe hier).
Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass man Glücksspielanbieter außerhalb Deutschlands unbedingt als illegal einstufen muss und dies auch deutlich in der Öffentlichkeit zum Ausdruck bringen muss. Denn würde man offiziell verlautbaren lassen, dass Glücksspielanbieter mit einer Glücksspiellizenz in einem anderen EU-Land als Deutschland aufgrund der Dienstleistungsfreiheit in der EU legal seien, könnte bei der aktuell gültigen Glücksspielbesteuerung garantiert jedes Casino in Deutschland ihren Laden zu machen, sofern die Spieler nicht komplett auf den Kopf gefallen sind.
Doch offenbar setzt die deutsche Regierung voll auf die Dummheit der Spieler, dass sie die geringeren RTPs nämlich vielleicht gar nicht bemerken, einfach so weiterspielen wie bisher und dadurch nicht zu einem EU-Anbieter im Ausland wechseln, um somit weiterhin vom Staat finanziell gemolken werden zu können. Daher ist jedem Spieler der zumindest noch ein paar Latten am Zaun hat zu raten auf keinen Fall die "legalen" Slots (die nur deshalb legal sind, weil dann auch der Staat den Spieler ordentlich ausnehmen kann), sondern nur die mit einer RTP von mindestens 95 % zu spielen, bei denen der Anbieter über eine Lizenz außerhalb Deutschlands verfügen muss, wie z. B. in Malta (denn jeder Glücksspielhersteller, der aktuell Online-Slots mit RTPs von über 95 % anbietet, kann aufgrund der 5 prozentigen Besteuerung des Spieleinsatzes über keine deutsche Lizenz verfügen, sofern er nicht absichtlich pleite gehen möchte). Die Dienstleistungsfreiheit sollte es eigentlich deutschen Spielern ermöglichen auch bei Glücksspielanbietern mit einer Lizenz in einem anderen EU-Land als Deutschland zu spielen, entgegen den offiziellen Statements der Landeslotteriegesellschaften, dass diese illegal seien (nur weil man selber nicht davon profitiert).
Denn gerade die Dienstleistungsfreiheit in der EU ist es, die für mehr Wettbewerb sorgt und daher die Spieler am effektivsten vor Abzocke der Spielautomatenhersteller durch besonders geringe RTPs schützt. Außerdem schützt sie die Spieler auch vor der Abzocke der deutschen Regierung, die sich ebenfalls an den Verlusten der Spieler bereichern möchte und zwar in einem Ausmaß, das in der EU seinesgleichen sucht. So liegt die Besteuerung in Großbritannien nämlich nur bei 21 % der Bruttospielerträge. Bei einer RTP von 96 % würde das somit nur [0,21*0,04=] 0,84 % des Spieleinsatzes ausmachen. In Deutschland ist die Steuer somit mit ca. 5 % des Spieleinsatzes rund 6 Mal so hoch (was einer Besteuerung des Bruttospielertrags von 125 % bei einer RTP von 96 % entspricht und somit zu einem Verlust des Glücksspielanbieters führen würde).
Interessant ist übrigens auch, dass in Deutschland die Steuern bei Lotterien mit 20 % der Spieleinsätze vor Steuern (effektiv 16,67 % der vom Spieler zu zahlenden Einsätze) fast 4 Mal so hoch sind, wie bei virtuellen Automatenspielen (sowie Rennwetten, Sportwetten und Online-Poker) und das obwohl die Suchtgefahr bei den Lotterien deutlich geringer als bei den Spielautomaten ist (siehe z. B. hier und hier). Daran erkennt man schon deutlich das ganze Ausmaß der Heuchelei des deutschen Staates. Denn gleich im ersten Paragraphen des GlüStV wird als erstes der fünf aufgeführten Ziele genannt, "das Entstehen von Glücksspielsucht und Wettsucht zu verhindern und die Voraussetzungen für eine wirksame Suchtbekämpfung zu schaffen". Sollten dann nicht gerade die Glücksspiele am niedrigsten besteuert werden, die die geringste Suchtgefährdung mit sich bringen, um dadurch das Spielen solcher Spieler attraktiver zu machen? Doch offensichtlich geht es dem deutschen Staat nur darum so viel Geld wie möglich von den Spielern durch die Glücksspielsteuer zu erbeuten. Und da Lotterien besonders beliebt in Deutschland sind, wundert es daher kaum, dass diese auch deutlich stärker besteuert werden als andere Glücksspiele.
Somit besteht auch hier ein großes Interesse daran, den Spielern einzureden, dass natürlich auch Zweitlotterien illegal seien, was jedoch in der Regel wieder nur diejenigen behaupten, die von jeder Tippabgabe des Spielers am Kiosk oder über eine "legale" Glücksspielseite selber davon profitieren (insbesondere die deutsche Regierung und die Landeslotteriegesellschaften). Wären diese tatsächlich so illegal wie viele behaupten, warum ist man dann nicht schon längst gerichtlich gegen Zweitanbieter wie Lottoland oder Lottohelden vorgegangen? Meine persönliche Meinung ist, dass die Lotteriegesellschaften die Hosen gestrichen voll haben einen derartigen Prozess zu verlieren, falls auch die Gerichte möglicherweise zu dem Schluss kommen sollten, dass das EU-Recht (die Vergabe von Glücksspiellizenzen, die in der gesamten EU gelten) über dem deutschen Glücksspielstaatsvertrag steht und Zweitlotterien somit doch als legal eingestuft werden müssen. Denn in diesem Fall müssten sie für die Zukunft mit erheblichen Umsatzeinbußen rechnen.
Einige Hersteller von Online-Casinospielen wie "Amanet" und "Play'n Go" haben daher die RTPs von allen Slots bereits deutlich reduziert. Hier ein paar Beispiele von nur vier zufällig ausgewählten Slots, die derzeit z. B. auf Lottoland oder Lottohelden gespielt werden können:
- "Book of Aztec" (Amanet) von 97,59 % auf nur noch 90,57 %.
- "Hot Fruits 20" (Amanet) von 97,56 % auf nur noch 90,70 %.
- "Book of Dead" (Play'n Go) von 96,21 % auf nur noch 91,25 %. [Update vom 01.03.2023: die RTP beträgt aktuell wieder 96,21 %]
- "Reactoonz" (Play'n Go) von 96,51 % auf nur noch 91,49 %. [Update vom 01.03.2023: die RTP beträgt aktuell wieder 96,51 %]
Natürlich wurden die Spieler nicht über diese Verschlechterungen informiert. Wichtig ist daher unbedingt, dass ihr bei euren Lieblingsslots die ihr bislang dort gespielt habt überprüft, wie hoch die RTP aktuell noch ist. Die Angabe findet man bei jedem Slot und nahezu allen anderen Online-Casinospielen in der Spielbeschreibung innerhalb des Spiels. Denn nicht bei allen Slots wurden die RTPs gesenkt. Viele Anbieter virtueller Automatenspiele mit Sitz in einem anderen EU-Land, die dort eine Glücksspiellizenz haben, bieten daher den deutschen Spielern ihre Spiele auch ohne deutsche Lizenz an, berufen sich dabei auf die Dienstleistungsfreiheit in der EU und können somit den Spielern weiterhin RTPs von meist rund 96 % zur Verfügung stellen (wie z. B. bei "Pragmatic Play").
Sollte die eingereichte Beschwerde bei der EU-Kommision erfolglos bleiben, dann liegt es letztendlich in den Händen der Spieler, ob sich die Einsatzsteuer von 5,3 % auf Online-Glücksspiele langfristig durchsetzen wird oder nicht. Ein Bäcker kann z. B. den Preis für ein Brötchen auch nur dann auf 1 € erhöhen, wenn die Käufer auch bereit sind diesen Preis zu zahlen. Andernfalls muss er seinen Preis wieder senken oder muss seinen Laden zu machen. Sollte sich jedoch die scheinbare Annahme des Staates bezüglich der Dummheit seiner deutschen Spieler bewahrheiten und diese nun weiter bei den Slots einfach drauf los spielen, ohne vorher zu prüfen wie hoch die RTP (also letztendlich der tatsächliche Preis) ist und der Staat dadurch wie erhofft besonders hohe Steuereinnahmen generiert, dann wird sich an der derzeitigen Besteuerung garantiert auch weiterhin nichts ändern.
Ich möchte daher abschließend noch einmal an alle Spieler von Online-Casinospielen appellieren, vor dem Spielen die im Spiel angegebene RTP zu suchen und auf keinen Fall Geld in solche Slots zu stecken, bei denen die RTP bei unter 95 % liegt. Damit schützt ihr nicht nur euch selbst vor unnötigen Verlusten, sondern tragt auch euren Teil dazu bei, sowohl der unverschämten Besteuerung von Online-Casinos durch den deutschen Staat als auch den besonders profitgierigen Glücksspielanbietern, die ihre Spiele auch ohne deutsche Glücksspiellizenz zu relativ niedrigen RTPs anbieten, einen Riegel vorzuschieben.